Istanbul/Beirut. Der Bürgerkrieg in Syrien rückt immer näher an Präsident Assad heran. Aus Damaskus melden Aktivisten und Bürger massive Kämpfe und Explosionen. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur weist indes Berichte über die Eskalation der Gewalt zurück.
Vormarsch der Rebellen auf die Machtzentrale: In der syrischen Hauptstadt Damaskus sind heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und oppositionellen Kämpfern entbrannt. Aktivisten und Augenzeugen meldeten am Mittwoch Gefechte und Explosionen sowohl im Osten der Stadt - etwa am Abbassiden-Platz - als auch im Umland. Betroffen sei unter anderem die Hauptstraße zum Flughafen. Mehrere Kampfgruppen hatten aufgerufen, in die Hauptstadt vorzudringen. Im Umland von Damaskus haben Rebellen in den vergangenen Monaten zahlreiche Stützpunkte errichtet mit dem Ziel, Damaskus zu erobern.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana wies Berichte über eine Eskalation der Kämpfe zurück. Mit solchen "Falschmeldungen" solle den Terroristen geholfen werden, die derzeit vor den Streitkräften flüchteten. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.
Oppositionelle = Terroristen?
Aus Regierungskreisen verlautete indes am Mittwoch, dass die Armee verstärkt Gebiete unter Beschuss nehme, in denen radikal-islamische Kampfbrigaden tätig seien. Dazu gehörten das Umland von Damaskus und die nördliche Provinz Aleppo. Allerdings bezeichnet die Regierung seit Beginn des Konflikts alle Oppositionellen gleichermaßen als Terroristen.
In der syrischen Rebellenhochburg Homs kamen nach Angaben von Aktivisten mindestens 12 Regimesoldaten bei zwei Selbstmordanschlägen auf eine Zentrale des Militärgeheimdienstes ums Leben. Wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London erklärte, gab es bei den Explosionen mit anschließenden Kämpfen in der Stadt Palmyra auch etwa 20 Verletzte. Die Ruinen von Palmyra in der syrischen Wüste gehören zum bedeutendsten Komplex antiker Bauten im Nahen Osten.
Unter Syriens Regimegegnern gibt es derweil eine Kontroverse über das Verhandlungsangebot des Vorsitzenden des wichtigsten Oppositionsbündnisses, Moas al-Chatib, an die Regierung von Baschar al-Assad. Aus Kreisen der Koalition verlautete, dass es in den kommenden Tagen eine Krisensitzung geben solle. Der Syrische Nationalrat (SNC) erklärte, dass Chatibs Angebot nicht abgesprochen gewesen sei. Es stehe im Widerspruch zum Ziel der Koalition, das Regime mit all seinen Symbolen zu stürzen, hieß es. In dem seit fast zwei Jahren andauernden Syrienkonflikt sind inzwischen Schätzungen zufolge mehr als 60 000 Menschen getötet worden. (dpa)