Washington. Die USA stehen sich selbst im Weg - darüber können auch der Hollywood-reif inszenierte Pomp und Pathos von Obamas Einführung in die zweite Amtszeit nicht hinwegtäuschen. Die Unterschiede im Weltbild der Amerikaner so raffiniert zu managen, dass mehr passiert als kostspieliger Stillstand, wäre schon ein Erfolg für den US-Präsidenten. Ein Kommentar.

Pomp und Pathos am schönsten Feiertag der amerikanischen Demokratie können nicht darüber hinwegtäuschen: Selten stand sich das mächtigste Land der Erde so sehr selbst im Weg wie heute. Selten gingen die Meinungen darüber, was zu tun ist, um den amerikanischen Traum zu reparieren, so weit auseinander zwischen den siegreichen Demokraten und den noch immer ihre Niederlage bejammernden Republikanern.

Für Obama eine Herkulesaufgabe. In Feindschaft vereinte Lager haben ihn 2009 mit strahlenden Augen oder kalter Wut empfangen. Mit zerstrittenen Partnern wird er auch in den kommenden vier Jahren Staat machen müssen. Der Präsident tut trotz der balsamhaltigen Erbauungsrede von Montag gut daran, nicht mehr den großen Wurf anzupeilen. Washington mit sich und dem Land zu versöhnen - aussichtslos.

Obama weiß jetzt, wer hinter ihm steht

Die Unterschiede im Weltbild so klug, besser: so raffiniert, zu managen, dass mehr passiert als kostspieliger Stillstand, wäre schon ein Erfolg. Arbeitsfelder gibt es genug. Steuern und Schulden, Demographie und Sozialstaat, Einwanderung und nationale Sicherheit, Erneuerung im Innern, Friedensstiftendes nach außen. Die Chancen, dass gegen alle Mehrheit- und Machtverhältnisse im Kongress mehr herauskommt als in der ersten Amtszeit, stehen so schlecht nicht.

Obama weiß jetzt, wer hinter ihm steht. Und wer ihm weiter ins Kreuz treten wird. Und er weiß, dass seine eigenen Überzeugungen und nicht reichen, um die Dinge zu wenden - etwa beim absehbaren Zankapfel Waffengesetze. Obama muss in jedem Einzelfall die öffentliche Meinung, die Mehrheit der Bürger hinter sich versammeln. Dauerwahlkampf als Regierungsmethode. Heute geht‘s los.

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