Düsseldorf/Berlin. . Beim Ausbau der Kinderbetreuung hakt es an allen Ecken und Enden: Es gibt viel zu wenig Kita-Plätze und zu wenig Erzieher, und um die Finanzierung des Ausbaus tobt ein Streit zwischen Bund und Ländern. Experten fürchten, dass der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab 2013 nicht zu halten ist.
Hunderttausende Plätze für Kleinkinder fehlen, Bund, Länder und Kommunen streiten um die Finanzierung, die Qualität der Betreuung ist nicht mehr zu halten: Der Kita-Ausbau steuert auf ein Debakel zu. Vertreter der kommunalen Spitzenverbände, Experten und Politiker befürchten, dass der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab August 2013 nicht mehr zu halten ist.
Sollte sich die Betreuungslage für U3-Kinder weiter so schleppend entwickeln wie bisher, werde der Bedarf in den alten Bundesländern erst 2018 gedeckt, warnt das Statistische Bundesamt. Nach dessen Erhebung fehlten im März dieses Jahres bundesweit noch 220.000 Plätze. Um das Ausbauziel noch rechtzeitig zu erreichen, müsste der Zuwachs stärker ausfallen als in den letzten vier Jahren zusammen.
NRW ist Schlusslicht beim Kita-Ausbau
Es hakt überall: Der Kita-Ausbau droht nicht nur an fehlenden Plätzen zu scheitern, sondern auch am Personalmangel und am Dauerstreit zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung. Nordrhein-Westfalen ist dabei nach Angaben der Statistiker Schlusslicht beim Ausbau. In NRW wünschen sich laut Deutschem Jugendinstitut 34 Prozent der Eltern von U3-Kindern einen Krippenplatz – zum Stichtag am 1. März lag das Land mit 18 Prozent Betreuungsquote deutlich darunter.
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„Die Zahlen sind ernüchternd.“ Familienministerin Kristina Schröder (CDU) war bislang von einem Ausbaudefizit von 160.000 Plätzen ausgegangen. Für das „böse Erwachen“ seien jedoch die Länder verantwortlich: NRW etwa habe im März 20.000 Plätze mehr gemeldet, als die Statistik jetzt ausweise. „Ich sage nicht, dass NRW trickst. Aber ich finde das erklärungsbedürftig.“ Die neuen Zahlen seien ein Beweis dafür, dass die Länder ihrer Berichtspflicht stärker nachkommen müssten. An diesem Punkt war die Bereitstellung von weiteren 580 Millionen Euro durch den Bund gescheitert.
NRW-Familienministerin verweist auf "überholte Zahlen"
NRW-Familienministerin Ute Schäfer wies die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zurück. „Das sind überholte Zahlen“. Seit August verfüge NRW über 117.000 Plätze, die Versorgungsquote liege bei 26 Prozent. Um den Rechtsanspruch zu erfüllen, muss NRW 144.000 Plätze anbieten.
Die Kommunen fordern inzwischen „flexible Lösungen“: So solle der Rechtsanspruch auf Zweijährige begrenzt werden. Zuvor hatten Vertreter der kommunalen Spitzenverbände gefordert, bei der Qualität der Betreuung Abstriche zu machen.