Mainz. In seiner Position als Generalsekretär soll der heutige Finanzminister Bayerns mehrfach versucht haben, beim Intendanten des Senders die Berichterstattung zugunsten seiner Parte zu erwirken. Söder, der zu dieser Zeit im Fernsehrat des ZDF saß, nennt das einen “normalen Vorgang“.

Bayerns Finanzminister Markus Söder hat einem Medienbericht zufolge in seiner Zeit als CSU-Generalsekretär wiederholt beim ZDF zugunsten seiner Partei interveniert. Söder habe sich zwischen 2003 und 2007 wiederholt schriftlich an den damaligen ZDF-Intendanten Markus Schächter gewandt, berichtete "Spiegel Online" am Samstag. In mindestens einem Fall habe er Schächter ermahnt, die CSU stärker in der Berichterstattung zu berücksichtigen. Söder habe zu der Zeit auch im Fernsehrat des ZDF gesessen.

Schriftliche Beschwerde beim ZDF-Intendanten

"Spiegel Online" zufolge beschwerte sich Söder am 11. April 2006 schriftlich bei Schächter, dass in der Berichterstattung über den Rücktritt des damaligen SPD-Vorsitzenden Matthias Platzeck die CSU nicht berücksichtigt worden sei. Schächter habe ihm geantwortet, dass Zitate von Bundeskanzlerin Angela Merkel berücksichtigt worden seien und diese nach seiner Meinung die gesamte Union repräsentierten. Darauf habe Söder geantwortet, die CDU-Vorsitzende Merkel spreche nicht für die CSU.

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Von Winfried Dolderer und Daniel Freudenreich

Söders Sprecher bestätigte nach Angaben von "Spiegel Online", dass es "unterschiedliche Briefe" an das ZDF gegeben habe. Die Korrespondenz mit Schächter halte Söder "für einen normalen Vorgang". Zu den Aufgaben des Fernsehrats gehöre auch die Beratung in Programmfragen: "Er hat diese Kontroll- und Aufsichtspflichten sehr ernst genommen." Mit den Briefen habe er nicht in die redaktionelle Arbeit des Senders eingegriffen: "Das ist gedeckt von den Richtlinien", wurde der Sprecher zitiert.

Sonderfall Söder

In leitenden ZDF-Kreisen wird Söder dem Bericht zufolge indes als gutes Beispiel für Einmischungsversuche seitens der Politik gesehen. Söder hält man am Mainzer Lerchenberg für einen "besonderen Fall". Mehrfach habe Söder sich eingemischt, regelmäßig sei es dabei um die CSU gegangen. So habe Söder auch versucht, auf die Gästelisten im "Morgenmagazin" und in politischen Talkshows wie "Maybrit Illner" Einfluss zu nehmen.

Die Versuche der CSU, Einfluss auf die Fernsehberichterstattung zu nehmen hatte in den vergangenen für erheblichen Aufruhr gesorgt. Infolge der Affäre musste CSU-Sprecher Hans Michael Strepp zurücktreten. Kritiker glauben aber weiterhin nicht, dass Strepp ohne Wissen der Parteispitze gehandelt hat und werfen CSU-Chef Horst Seehofer vor, im Hintergrund agiert zu haben.