Berlin. . Der Chat der SPD macht es möglich, dass Menschen aus der Politik in direkten Kontakt zu ihren Wählern kommen. Diesmal war Peer Steinbrück an der Reihe, sich bürgernah zu geben: Der ehemalige Online-Verweigerer stellt sich im Chat den Fragen – und lässt die Antworten von einem „guten Geist“ tippen
Der Chat der SPD macht es möglich, dass Menschen aus der Politik in direkten Kontakt zu ihren Wählern in spe kommen. Es menschelt dann so schön.
Am Dienstagvormittag stellte sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück den Fragen der Netzgemeinde und gab in 60 Minuten 30 Antworten. Nicht schlecht für einen Chat-Neuling. Steinbrück selbst gilt als wenig Internet affin, Twitter und Facebook sind seine Medien nicht. Mit diesem vermeintlichen Makel geht die SPD nun aber offensiv um, und kündigt den ehemaligen Finanzminister vor dem Chat als „Offline-Kandidat“ an, der die digitalen Medien für sich und den Wahlkampf entdeckt.
Politische Themen werden nur kurz angerissen, dabei sein soll aber trotzdem für jeden etwas: Arbeits- und Armutsdebatte, Offenlegung von Nebeneinkünften, Wahlprogramm der SPD und inhaltliche Abgrenzungen der Sozialdemokraten zu CDU und FDP. Alles nicht neu und alles schon mal gehört. Einmal verweist der „Old-School-Kommunikator“ in einer Antwort auf seine SPD-Internet-Seite. Sehr schön, Peer Steinbrück lernt die Möglichkeiten des Internets zu schätzen.
Online ja, aber bitte authentisch
Das Wichtigste bei einem Chat wie diesem bleibt allerdings, dass sich der Politiker lebens- und bürgernah gibt. Deshalb ist Steinbrück während der digitalen Frage-Antwort-Parade vor allen Dingen dann stark, wenn er sich auf Pfade jenseits der üblichen Polit-Floskel begibt. Auf die Frage eines Teilnehmers hin, warum er sich denn nun doch dazu entschließe, an einem Chat teilzunehmen, gibt er sich gewohnt deutlich: Er wolle nun auch die neuen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten nutzen, nur authentisch müsse es sein: „Es muss allerdings zu mir passen, sonst würden insbesondere Jüngere zu dem Ergebnis kommen, dass ich etwas inszeniere. Mein Sohn sagt mir, es sei nicht sehr glaubwürdig, plötzlich auf die Anschmeiße zu gehen.“
Besuch von Peer Steinbrück
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Ein bisschen Unterstützung braucht er bei der Beantwortung der Fragen der User dann aber doch. Als ein Teilnehmer des Chats den Kanzlerkandidaten fragt, ob er denn in diesem Moment wirklich selbst an der Tastatur sitze, verweist der 65-jährige Politiker darauf, dass ihn gerade „ein guter Geist“ unterstütze, denn: „Sie kann einfach besser und einfacher schreiben als ich.“
Auf einen Weißwein mit Frau Merkel
Und so plaudert sich Steinbrück durch den einstündigen Chat und beantwortet manche Fragen mit einem Augenzwinkern: Als Steinbrück schreiben lässt, er werde sich im Laufe des Tages noch mit einem Altkanzler treffen, diesen aber nicht genauer benennt, kommt im Chat die Frage auf, ob er damit vorausschauend seine Konkurrentin Kanzlerin Angela Merkel meine. Steinbrücks trockener Kommentar dazu: „Darum wird es gehen, wenn ich mich mit ihr in einem Jahr auf ein Glas Weißwein treffe.“ (jr)
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