Athen. . Bei ihrem Staatsbesuch in Griechenland an diesem Dienstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel vom griechischen Regierungschef Samaras der rote Teppich ausgerollt. Doch viele Griechen wütend auf Merkel, es wird viele Demonstrationen gegen die Kanzlerin geben. 7000 Polizisten sollen Merkel schützen.

Antonis Samaras rollt den roten Teppich aus. Der Empfang, den der griechische Premier an diesem Dienstag der Bundeskanzlerin bereiten will, soll genauso würdig sein wie die Zeremonie, mit der Angela Merkel vor gut sechs Wochen den Griechen vor dem Kanzleramt begrüßte. Während es in Berlin regnete, erwarten die Kanzlerin in Athen Sonne und sommer­liche 27 Grad. Man werde die Kanzlerin empfangen „wie es der führenden Politikerin eines ­großen, befreundeten Landes ­angemessen ist“, sagte Samaras.

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Das sehen viele Griechen ­anders. „Willkommen, aber...“ titelte Griechenlands größte Zeitung „Ta Nea“. Der Karikaturist des ­Blattes bildet Merkel mit Stahlhelm ab, in der Hand eine Gasmaske – Anspielung auf die geplanten Demonstrationen gegen Merkels Besuch, die aus dem Ruder laufen könnten. Die beiden großen ­Gewerkschafts-Dachverbände des Landes haben Streiks und Protestkundgebungen ausgerufen.

Die Wut ist groß

Während Regierungschef Samaras mit Merkels Besuch die Hoffnung verbindet, die Zukunft seines Landes in der Eurozone zu sichern, verspüren viele Griechen Wut. Sie machen vor allem die „eiserne Kanzlerin“ für die harten Sparauflagen verantwortlich, die ihr Land ständig tiefer in die Rezession und immer mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit treiben. Der Besuch der Kanzlerin sei „eine weitere Demonstration der Unterwerfung Griechenlands unter die Interessen der Banker und des Kapitals“, erklärte das Bündnis der radikalen Linken (Syriza), Griechenlands größte Oppositionspartei. Syriza-Chef Alexis Tsipras sagt, Merkel komme, „um das korrupte politische System zu stützen“. Man werde der Kanzlerin „den Empfang bereiten, den sie ­verdient“. Schon gestern gab es in Athen einige kleinere Protestaktionen.

7000 Polizisten sind auf den Beinen, um Merkel zu schützen. Die Straßen, über die sie vom Flughafen ins Zentrum fährt, werden für Stunden komplett gesperrt. Im Regierungsviertel dürfen nicht mal Fußgänger unterwegs sein – damit nur ja keiner Eier oder faule Tomaten auf die Kanzlerin wirft. Scharfschützen werden auf Haus­dächern in Stellung gehen. Sicherheitsmaßnahmen, wie es sie in Athen zuletzt 1999 gab, beim Besuch des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Dessen Visite waren von schweren Unruhen begleitet, Geschäfte und Banken gingen damals in Flammen auf. Solche Bilder wären das letzte, was die griechische Regierung jetzt braucht, meint die Zeitung „Estia“: Sie könnten im Ausland den Eindruck erwecken, das Land sei nicht mehr zu retten.

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Zugleich spekulieren Kommentatoren darüber, was die Kanzlerin mitbringt: Pläne für deutsche Investitionen? Immerhin trifft sie in Athen auch griechische Firmenvertreter. Oder ihr Ja zu der von Athen gewünschten Streckung des Sparprogramms? Vielleicht gar die Zusage für eine rasche Auszahlung der sehnlichst erwarteten nächsten Rate der Hilfskredite? Bei nüchterner Betrachtung ist nichts davon zu erwarten. Die Kanzlerin wird auf den ausstehenden Bericht der Troika verweisen.

Schwierige Verhandlungen

Bevor die Prüfer ihr Zeugnis ausstellen, müssen aber die Verhandlungen über das neue Sparpaket abgeschlossen werden. Die gestalten sich schwierig. Die Hoffnung des griechischen Finanzministers, die Gespräche noch vor der gestrigen Sitzung der Euro-Finanzminister abzuschließen, hat sich nicht erfüllt. Jetzt hofft man, das Paket bis zum EU-Gipfel in zehn Tagen geschnürt zu haben.

Auch wenn Merkel nicht viel im Gepäck hat, bekommt ihr Besuch aus griechischer Sicht großes Gewicht. Er gilt nicht nur als Vertrauensbeweis für Premier Samaras, sondern auch als Signal, dass ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone in Berlin nicht mehr zur Debatte stehe. Die Zeitung „Ethnos“ meint: „Kein Politiker besucht ein Land, um es wenige Tage später seinem Schicksal zu überlassen.“