Jahrelang hat Angela Merkel einen Bogen gemacht um Athen, das Epizentrum der Euro-Krise. Wenn die Kanzlerin am Dienstag dorthin reist, könnte es zu spät sein für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Berlin und Athen.
Lange hatte Merkel gezögert, bevor sie sich im Sommer zu dem Bekenntnis durchrang, das Euro-Land Griechenland nicht fallenzulassen. Was am Beginn der Krise ein politisches Signal gewesen wäre – auch an die Finanzmärkte –, klang mehr als zwei Jahre später nur noch halbherzig und wenig überzeugend. Viele Griechen geben Merkel persönlich eine Mitschuld an ihrer Misere. Dass sie in die Rolle des Sündenbocks gedrängt wurde, hat die Kanzlerin durch ihre zögerliche Haltung selbst mitverschuldet.
Viel mehr als freundliche Worte wird Angela Merkel heute nicht im Gepäck haben. Neue Hilfszusagen kann sie den Griechen nicht bieten, und auch den Reformdruck kann sie nicht von der Athener Regierung nehmen – schon gar nicht im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Berichts der Troika. Gleichzeitig muss Merkel, in Griechenland das Feindbild Nummer eins, ihren Gastgebern Hoffnung machen auf eine bessere Zukunft. Eine fast unmögliche Mission.