Düsseldorf. . Drei jugendliche Straftäter sind aus einer offenen Vollzugseinrichtung in Dormagen ausgerissen. Für die NRW-Landesregierung bedeutet das einen schweren Rückschlag in ihrem gerade eingeschlagenen Sonderweg im Umgang mit jungen Straftätern. Die Opposition hatte vor einer zu laxen „Kuschelpädagogik“ gewarnt.

Die NRW-Landesregierung hat mit ihrem gerade eingeschlagenen Sonderweg im Umgang mit jungen Straftätern einen schweren Rückschlag erlitten. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind bereits im August drei jugendliche Intensivtäter im Alter von 16 und 17 Jahren aus einem spezialisierten Jugendhilfezentrum in Dormagen getürmt. Zwei von ihnen sind noch immer auf der Flucht.

Die Jugendlichen waren wegen schwerer Gewalt- und Diebstahldelikte zu Jugendhaft verurteilt worden, durften diese jedoch im rot-grünen Modellprojekt „Jugendstrafvollzug in freien Formen“ verbüßen. Statt Gefängnis gab es für sie in Dormagen ein pädagogisch abgestimmtes Tagesprogramm aus Frühsport, Schule, Koch- und Benimmkursen.

„Es ist ein schlechter Start“

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„Das ist ein schlechter Start für das Projekt“, räumte Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) gegenüber der WAZ ein. Mit „neuen Wegen“ im Umgang mit jugendlichen Straftätern wollte Kutschaty die hohen Rückfallquoten von rund 60 Prozent senken. Das Dormagener Modell, das trotzdem weiterhin laufen soll, gilt als Test für eine landesweite Reform. In NRW sitzen zurzeit rund 1800 junge Straftäter im Alter von 14 bis 21 Jahren im Gefängnis.

Politisch brisant ist die Flucht des Intensivtäter-Trios vor allem, weil Kutschaty sein Modellprojekt unter das Leitmotto „Kein Kind zurücklassen“ von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gestellt hatte. Die Opposition im Landtag sah den Ansatz „Bessern statt Strafen“ von Beginn an kritisch warnte den Justizminister vor einer zu laxen „Kuschelpädagogik“.