Duisburg. . Um Wiederholungstaten bei jugendlichen Straftätern vorzubeugen, hat das Innenministerium in acht NRW-Städten das Projekt “Kurve kriegen“ initiiert. Jugendamt und Sozialpädagogen begleiten dabei auffällige Straftäter und zeigen ihnen Wege aus der Kriminalität.

Dennis ist erst 13 Jahre alt und hat schon jetzt eine dicke Strafakte. Erst fiel der Duisburger der Polizei innerhalb weniger Monate mehrfach wegen Diebstahls auf. Dann verprügelte er mit Freunden zusammen einen anderen Jungen. Kurz darauf wurde er ohne Führerschein auf einem gestohlenen Mofa erwischt. Seine Mutter ist Alleinerziehend, arbeitet in der Gastronomie, in Schichtdiensten und häufig am Wochenende. Viel Zeit für ihren Sohn bleibt ihr nicht.

Die fehlende Aufmerksamkeit holt sich der Junge über seine Straftaten. Dennis ist bei weitem kein Einzelfall. „Sechs Prozent der Straftäter unter Kindern und Jugendlichen sind Wiederholungstäter. Zusammen üben sie ein Drittel der Straftaten unter den Minderjährigen aus“, erklärt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). Damit Kinder wie Dennis wieder auf die richtige Bahn gelangen und nicht den vorgezeichneten Weg der Kriminalität gehen, der früher oder später im Knast endet, hat das Innenministerium das Projekt „Kurve kriegen“ ins Leben gerufen.

Projekt in acht NRW-Städten

In acht NRW-Städten ist es bereits im vergangenen Jahr angelaufen. Duisburg und Dortmund sind bislang die einzigen Städte im Ruhrgebiet in denen die Polizei, Jugendamt und Sozialpädagogen gemeinsam auffällige Straftäter im Alter von 8 bis 15 Jahren zwei Jahre lang begleiten, um „Kindern wie Dennis frühzeitig Hilfe zu geben, statt sie später bestrafen zu müssen“, sagt Jäger. Prävention ist Investition lautet die Devise.

Denn durch die frühzeitige und intensive Betreuung junger Krimineller, soll nicht nur deren Zukunft und die Gesellschaft vor ihren Taten gesichert, sondern auch bares Geld gespart werden. „Der Tagessatz pro Inhaftierten liegt bei 90 Euro“, betont der Innenminister, der das Projekt NRW-weit ausweiten will. Neben Duisburg und Dortmund wird die Initiative bislang in Bielefeld, Aachen, Hagen, Köln sowie im Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Wesel umgesetzt. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel begleitet das Projekt wissenschaftlich, um herauszufinden, ob sich die Kosten und Mühen am Ende wirklich lohnen.

3700 jugendliche Wiederholungstäter in NRW

2011 zählte die Polizei 3700 jugendliche Wiederholungstäter in NRW. In Duisburg sollen 31 von ihnen die „Kurve kriegen“. Die Kriminalprävention der Polizei vor Ort durchleuchtet die Strafakten der Jugendlichen und nimmt Kontakt zur Familie auf. „Das Projekt beruht auf Freiwilligkeit, aber unsere Erfahrungen zeigen uns, dass die Familien in nahezu jedem Fall glücklich sind, das sich jemand um die Probleme ihrer Kinder kümmert“, sagt Jäger.

Die Vorgehensweise sei jedes mal anders. Ein Patentrezept gibt es nicht. Die Sozialarbeiter analysieren mit den Jugendlichen die begangenen Straftaten und ihre Beweggründe. Dann werden individuelle Maßnahmen erarbeitet, soziale, familiäre, kulturelle Probleme aufgearbeitet. Eltern bekommen Erziehungstrainings. Der Vorteil der Sozialarbeiter in diesem Programm; im Gegensatz zu ihren Kollegen, die bei Jugendamt und anderen Trägern beschäftigt sind, betreuen sie weit weniger Jugendliche und können sich so intensiver um die Problemfälle kümmern. Außerdem erfahren sie von der Polizei sofort, wenn neue Straftaten begangen werden, oder die Kinder und Jugendlichen die Schule schwänzen.

30 Jugendliche werden in Duisburg betreut

In Duisburg werden zur Zeit 30 Jungs und ein Mädchen betreut. 25 von ihnen haben einen Migrationshintergrund, die meisten stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Die Altersstaffelung sieht so aus: ein 9-Jähriger, drei 10-, vier 11-, fünf 12-, zehn 13- und ach 14-Jährige. In den acht Modellregionen sind es insgesamt 153 Kinder und Jugendliche.