Washington/Los Angeles. Die diplomatischen Einrichtungen der USA im arabischen Raum befinden sich in höchster Alarmbereitschaft. Washington rechnet nach den Freitagsgebeten mit weiterer Gewalt, ausgelöst durch einen anti-muslimischen Film. US-Außenministerin Hillary Clinton distanzierte sich indes von dem Machwerk.
Die USA rechnen mit einem Andauern der Protestwelle gegen ihre Einrichtungen in der islamischen Welt, die von einem von Muslimen als blasphemisch empfundenen Film ausgelöst wurde. Nach dem Tod von vier US-Diplomaten in Libyen sowie gewaltsamen Protesten in Ägypten und Jemen seien alle diplomatische Vertretungen in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Das teilte das US-Außenministerium am Donnerstag in Washington mit. Insbesondere die Lage nach den Freitagsgebeten wird als kritisch angesehen.
Außenministerin Hillary Clinton verurteilte bei einem Treffen mit dem marokkanischen Außenminister Saadeddine Othmani das Video - in der Hoffnung, aufgebrachte Muslime besänftigen zu können. "Die Vereinigten Staaten haben absolut nichts mit diesem Video zu tun", sagte Clinton. "Für uns, für mich persönlich, ist dieses Video widerlich und verwerflich." Es habe augenscheinlich nur "das zynische Ziel, eine große Religion zu verunglimpfen und Wut zu provozieren."
Mutmaßlicher Filmemacher steht in USA unter Polizeischutz
Indes steht der mutmaßliche Macher des islamfeindlichen Films "Innocence of Muslims" ("Die Unschuld der Muslime") in den USA unter Polizeischutz. "Wir haben eine Bitte erhalten und wir antworten darauf. Wir sind die Garanten der öffentlichen Sicherheit", sagte der Sprecher des Sheriffs von Los Angeles. Er machte weder Angaben dazu, wer die Behörden um Hilfe gebeten habe, noch zur genauen Art des Polizeischutzes. "Es gibt keinen Aufstand, kein Verbrechen", betonte der Sprecher. Der Grund für die Anwesenheit der Polizei sei vielmehr die Presse.
Das Haus von Nakoula Basseley Nakoula im Ort Cerritos rund 40 Kilometer südlich von Los Angeles stand am Donnerstag unter Bewachung der Polizei. Das berichtete ein AFP-Fotograf vor Ort. Zugleich war das Haus des mutmaßlichen Produzenten des umstrittenen Films von Journalisten umringt.
Der 55-jährige Nakoula leitet nach eigenen Angaben die Produktionsfirma des Films und ist koptischer Christ. Er bestritt, der Autor des Films zu sein, der unter dem Pseudonym "Sam Bacile" auftritt. Allerdings führte eine Handynummer, unter der "Sam Bacile" US-Medien ein Interview gab, zu ihm. Nakoula war 2010 wegen Betrugs zu 21 Monaten Haft verurteilt worden.
Washington ermittelt zu Anschlag in Bengasi
In dem Film wird der Prophet Mohammed verunglimpft. In Kairo stürmten Islamisten am Dienstagabend die US-Botschaft. In der libyschen Küstenstadt Bengasi wurden bei einem Angriff auf das US-Konsulat der US-Botschafter Chris Stevens und drei Mitarbeiter getötet, auch mehrere libysche Sicherheitskräfte starben. Das Konsulat wurde geplündert und in Brand gesteckt. Im Jemen wurden am Donnerstag vier Menschen bei Protesten gegen den Film vor der US-Botschaft getötet.
Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, es gebe keinen Anhaltspunkt, dass der Angriff auf das Konsulat in Bengasi geplant war. Es werde aber ermittelt, ob eine militante libysche Gruppe dafür verantwortlich ist, dass der Protest in Gewalt umschlug. (dapd/afp)