Washington. Nach den Anschlägen auf die US-Botschaft in der libyschen Stadt Bengasi, vermutet der US-Geheimdienst einen gezielten Terroranschlag. Die US-Regierung reagiert sofort. US-Quellen berichten, dass 50 US-Marineinfanteristen nach Libyen entsandt wurden. Sie sollen die Täter der Anschläge ermitteln.
Nach dem Angriff auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi gehen die US-Geheimdienste Hinweisen auf einen gezielten Terroranschlag nach. Der Angriff sei "geplant, koordiniert, organisiert ausgeführt" worden, erklärte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Rogers.
Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte dagegen, es sei noch zu früh für ein klares Urteil. Bei dem Angriff war der Botschafter der USA in Libyen, Chris Stevens, getötet worden.
Rogers erklärte weiter, die US-Geheimdienste hätten noch nicht ermittelt, wer hinter der Tat stecke, aber "unsere Liste wird kürzer". Sicher habe es sich nicht um eine spontane Tat gehandelt. Das FBI schickte nach Angaben aus Behördenkreisen Teams nach Libyen, die die Ermittlungen unterstützen sollen.
US-Schiffe vor libyscher Küste hätten keine konkrete Aufgabe
Das Pentagon verlegte unterdessen zwei Kriegsschiffe vor die libysche Küste. Aus US-Regierungskreisen verlautete, der Zerstörer "USS Laboon" habe seine Position bereits am Mittwoch erreicht. Die "USS McFaul" sei auf dem Weg und werde innerhalb weniger Tage ihr Ziel erreichen. Weiter hieß es, die Schiffe hätten keine konkrete Aufgabe.
Sie gäben den Kommandeuren jedoch die Möglichkeit, flexibel auf jeden Einsatz zu reagieren, die der US-Präsident anordne. Der Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf US-Quellen, die Angreifer hätten die Proteste vor dem Konsulat als Ablenkungsmanöver genutzt.
Ob die Angreifer die Proteste initiiert oder nur für ihr Vorhaben ausgenutzt hätten, sei allerdings unklar. Die Gewährsleute schlossen jedoch aus, dass der Angriff Botschafter Stevens galt, wie CNN am Mittwoch auf seiner Website berichtete.
Bei Angriff aus US-Konsulat sind vier Amerikaner ums Leben gekommen
Ein weiterer ranghoher US-Vertreter sagte CNN demzufolge, dass das Weiße Haus voraussichtlich Drohnen nach Libyen schicken werde, um Extremisten aufzuspüren, die womöglich mit dem Angriff zu tun hätten. Die Informationen sollten dann den libyschen Behörden ausgehändigt werden, hieß es.
Bei dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi waren vier Amerikaner ums Leben gekommen. Auch in Kairo waren wütende Demonstranten aus Protest gegen einen angeblich in den USA produzierten, von Muslimen als islamfeindlich empfundenen Film über den Propheten Mohammed vor die US-Botschaft gezogen. Am Mittwoch versammelten sich etwa 200 Islamisten erneut vor der US-Botschaft in Kairo.
Laut US-Quellen würden 50 US-Marineinfanteristen nach Libyen geschickt
US-Präsident Barack Obama verurteilte den Angriff auf die Botschaft und kündigte an, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Er ordnete verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die diplomatischen US-Vertretungen im Ausland an, besonders in Libyen. Aus US-Quellen verlautete, es würden auch 50 US-Marineinfanteristen nach Libyen geschickt.
Die Flaggen an Regierungsgebäuden und militärischen US-Einrichtungen in der ganzen Welt wurden auf Halbmast gesetzt. US-Außenministerin Hillary Clinton zeigte sich schockiert. Sie betonte, der Angriff sei von einer kleinen Gruppe und nicht von Vertretern der libyschen Volks begangen worden.
Täter der Anschläge in Bengasi sollen zu Rechenschaft gezogen werden
Der stellvertretende libysche UN-Botschafter Ibrahimi Dabbaschi machte "eine extremistische Gruppe" für den Angriff verantwortlich. Er bekräftigte vor dem Weltsicherheitsrat in New York die Zusicherung seiner Regierung, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden würden.
"Dieser Angriff dient nicht den Interessen des Volkes oder der libyschen Behörden und kann auch nicht als Verteidigung des Islams betrachtet werden", sagte Dabbaschi. "Dieser Angriff beschädigt das Ansehen des Islams beträchtlich." Der Sicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilten den Angriff aufs Schärfste. (dapd)