Berlin. . In der Debatte um die Euro-Krise und Vorwürfe gegenüber dem Euro-Verfechter Helmut Kohl hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Sonntag Partei für den Altkanzler ergriffen, mit dem er seit 1999 zerstritten ist. Kohl trage keine Schuld, sagt Schäuble in einem Medieninterview.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl (beide CDU) gegen den Vorwurf in Schutz genommen, er trage eine Mitschuld an der aktuellen Eurokrise. „Die Kritik ist nicht begründet. Die Entscheidung, die D-Mark abzuschaffen, war nicht leicht, aber richtig. Die Einführung des Euro war einer der bedeutendsten geschichtlichen Erfolge Helmut Kohls“, sagte Schäuble der „Bild am Sonntag“.

Schäuble, der mit Kohl seit der CDU-Spendenaffäre vor mehr als zehn Jahren zerstritten ist, schließt eine Versöhnung aus: „Wir haben gut zusammengearbeitet, ich gehe respektvoll mit ihm und seinem bedeutenden politischen Lebenswerk um, aber alles im Leben hat seine Zeit. Wir haben unsere Beziehung beendet.“ Sie seien „enge politische Vertraute, aber keine Freunde“ gewesen. „Er war Bundeskanzler, ich war ein zehn Jahre jüngerer politischer Mitstreiter. Kohl hatte andere Freunde“, sagte Schäuble.

Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hatte Kohl kürzlich schwere Versäumnisse bei der Vorbereitung der Gemeinschaftswährung vorgeworfen. Kohl sei der Zeitplan „letztlich wichtiger als die Stabilität“ gewesen, sagte Biedenkopf. Schon während der Verhandlungen zum Stabilitätspakt sei deutlich geworden, dass die meisten Länder eine strikte Sparpolitik und Haushaltsdisziplin als Einmischung in ihre politische Souveränität ablehnten. (afp/dapd)