Essen. Piraten-Bundesgeschäftsführer Johannes Ponader ist “Lebenskünstler“ und lebt teilweise von staatlichen Zuschüssen. Weil das seine politische Arbeit behindert, wollen einige Piraten Ponader nun ein Monatsgehalt von 1000 Euro spenden. Innerhalb der Partei ist der Vorschlag sehr umstritten.
Als politischer Geschäftsführer der Piratenpartei soll Johannes Ponader Beschlüsse der Piraten nach außen vertreten. Er soll den Bürgern erklären, was die Piraten wollen und warum es sinnvoll ist, sie zu wählen. Dass das bei bisherigen Auftritten Ponaders etwas kurz kam, liegt an dessen Lebensumständen. Ponader ist nämlich nicht nur Pirat, sondern auch "Lebenskünstler", wie er sich selbst bezeichnet. Er arbeite "als Autor, Regisseur, freier Schauspieler, Spielpädagoge sowie als Dozent in den Bereichen Schauspieltraining und Selbsterfahrung".
Weil diese Tätigkeiten nicht immer genug Geld abwerfen, um davon zu leben, bezieht Ponader Sozialleistungen vom Staat. Dafür musste er sich in Talkshows rechtfertigen. So kam Ponader bislang recht selten dazu, Piraten-Positionen zu erklären und Themen zu setzen. Eine Gruppe von Piraten will ihren Geschäftsführer aus dieser misslichen Lage befreien: Sie haben beschlossen, Ponader via Spenden zu einer monatlichen Grundsicherung von 1000 Euro zu verhelfen.
Ponader ist Lebenskünstler und bezieht Hartz IV
So soll der "Lebenskünstler" auf staatliche Hilfen und die entsprechenden Diskussionen darüber verzichten können. Ponader selbst erklärt sich auf einer Piraten-Website mit dem Plan einverstanden. Allerdings stellt er einige Bedingungen: Er möchte nicht mehr als 1000 Euro bekommen, weiterhin außerhalb der Partei arbeiten dürfen und die Spenden müssen transparent erfolgen.
27 Piraten haben bislang (Stand: Freitag, 11 Uhr) zugesagt, Ponader mit Beträgen zwischen fünf und fünfzig Euro zu unterstützen. So kommen 530 Euro zusammen, etwas mehr als die Hälfte der veranschlagten Summe.
NRW-Abgeordneter will Ponader mit 50 Euro im Monat unterstützen
Einer der Unterstützer ist Hanns-Jörg Rohwedder, Landtagsabgeordneter in NRW. Er hat angekündigt, sich mit 50 Euro monatlich an der Grundsicherung für Ponader zu beteiligen. Für ihn geht es allerdings um mehr als nur darum, seinen Geschäftsführer vom staatlichen Tropf zu befreien. Er möchte vielmehr beweisen, dass die Grundsicherung ein funktionierendes Konzept ist. Nicht nur in der Piratenpartei, sondern in ganz Deutschland.
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"Langfristig wollen wir Hartz IV und die anderen menschenunwürdigen Kontroll-Systeme abschaffen und durch ein Modell der Grundsicherung ersetzen", sagt Rohwedder. Es gebe in Deutschland viele Formen von Arbeit, die nicht bezahlt würden, aber es durchaus wert wären, bezahlt zu werden", führt Rohwedder aus und nennt Beispiele: Hausfrauen oder ehrenamtlich Tätige.
Piratin nennt die Ponader-Aktion "hirnrissig"
Die Idee ist in der Partei allerdings äußerst umstritten. Die ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Piraten in Thüringen, Sylvia Poßenau, hält offenbar rein gar nichts von der Ponader-Grundsicherung: "Ich hab gar keine Worte für die Hirnrissigkeit dieser Aktion", schrieb sie auf Twitter. Und ergänzte direkt an Ponader gerichtet: "Ich finde es scheiße, wenn du deine Position zu deinem persönlichen Vorteil nutzt." Poßenau war für eine Stellungnahme gegenüber der WAZ Mediengruppe nicht zu erreichen.
Im Falle Ponader ist sich auch Rohwedder sicher, dass es sich nur um ein Provisorium handeln kann: "Wir müssen dahin kommen, dass die Piraten ihre Funktionäre anständig bezahlen", sagt er. "Wir erwarten gute Arbeit vom Vorstand, dann muss ich auch dafür sorgen, dass die Leute davon leben können."