London. Lakhdar Brahimi (78) soll nach Angaben von Diplomaten neuer Syrien-Sonderbeauftragter werden. Der Ex-Minister von Algerien würde damit den früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan beerben, der das Amt wegen ständiger Reibereien im UN-Sicherheitsrats abgegeben hatte.

Der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi (78) wird Diplomaten zufolge voraussichtlich neuer Syrien-Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. Die Entscheidung werde wohl Anfang kommender Woche verkündet, berichteten die Diplomaten am Donnerstag. Die Wahl könne in letzter Minute aber auch auf jemanden anderen fallen, wenn wichtige Mitgliedsländer Vorbehalte gegen den Kandidaten anmelden sollten.

Der neue Sonderbeauftragte wird Nachfolger des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, der zum Monatsende aus dem Amt scheidet. Annan hatte seinen Rücktritt damit begründet, dass es Zerwürfnisse innerhalb des Weltsicherheitsrates gegeben habe, die ein geschlossenes Bemühen um ein Ende der Gewalt in Syrien unmöglich gemacht hätten. Russland und China hatten zwei Mal mit ihrer Vetomacht ein Vorgehen gegen das Regime von Präsident Baschar Assad verhindert.

Brahimi hatte ranghohe UN-Posten

Der 78-jährige Brahimi war von 1991 bis 1993 algerischer Außenminister und hatte seit 1994 mehrere ranghohe Posten bei den Vereinten Nationen inne, unter anderem als Gesandter für Afghanistan, Haiti und den Irak. Als Gesandter der Arabischen Liga handelte er das Ende das Bürgerkriegs im Libanon mit aus. 2005 ging Brahimi in den Ruhestand. Weitere mögliche Anwärter für den Syrien-Posten seien der ehemalige NATO-Generalsekretär und EU-Außenbeauftragte Javier Solana sowie der frühere spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos, hieß es am Donnerstag aus UN-Diplomatenkreisen in New York.

In Syrien gehen die Kämpfe in Aleppo weiter

In der Handelsmetropole Aleppo setzten derweil die Streitkräfte ihre Offensive gegen die Rebellen fort. Der Beschuss konzentrierte sich am Donnerstag auf Salaheddine wie auch einen Bezirk im Nordosten und Gebiete im Südwesten, wie die Örtlichen Koordinationskomitees und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilten. Regierungstruppen setzten demnach Kampfflugzeuge und Panzer ein, um die Ortschaften Hreitan und Tel Rifat, rund 40 Kilometer nördlich von Aleppo, zu bombardieren. Aus diesen Gegenden waren viele Rebellen nach Aleppo vorgerückt.

Derweil versorgten das Deutsche Rote Kreuz und der Syrische Rote Halbmond Flüchtlinge in Aleppo mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Wasser. Verteilt wurden die Hilfsgüter von freiwilligen Helfern des Roten Halbmonds. Der Aufstand gegen den syrischen Präsident Baschar al-Assad hält seit fast eineinhalb Jahren an. Dabei sind schätzungsweise 18.000 Menschen ums Leben gekommen.

Iran ruft syrische Rebellen zum Dialog mit Assad auf  

Der Iran hat die syrischen Rebellen zum Dialog mit Staatschef Baschar al-Assad aufgerufen. Zum Abschluss einer von nur wenigen Ländern besuchten Syrien-Konferenz sagte der gastgebende iranische Außenminister Ali Akbar Salehi am Donnerstag in Teheran, die Opposition solle im Dialog mit der Führung den Reformprozess vorantreiben. Es sei ein Irrtum zu glauben, die syrische Führung werde unter anhaltendem Druck zusammenbrechen. Durch Einmischung von außen werde die Krise nur verschlimmert.

Nach einem Bericht des staatlichen Fernsehens nahmen Russland, China, Indien, Jordanien und eine Reihe anderer Staaten an dem Treffen teil. Die meisten Länder waren nur durch ihre Botschafter vertreten. Westliche Nationen und die Mehrzahl der arabischen Länder, die wie syrischen Rebellen den Rücktritt Assads fordern, waren in Teheran nicht vertreten. (rtr/dapd)