Hamburg. . Nordrhein-westfälische Einsatzhundertschaften aus Bochum, Mönchengladbach und Bielefeld waren in Hamburg gegen Neonazis im Einsatz. Davor jedoch brennen acht Autos der Beamten völlig aus, weitere sechs werden beschädigt. Über 500 000 Euro Sachschaden

Im Schutz der Sträucher konnten sich die Täter an den Parkplatz heranpirschen, Brandbeschleuniger platzieren und entzünden. Die Flammen verrichteten in der Nacht zu Samstag in Hamburg ganze Arbeit: Acht Polizei-Einsatzfahrzeuge brannten gegen drei Uhr in der Früh völlig aus, weitere sechs (zunächst war von drei die Rede) wurden angekokelt – Fenster zerplatzten, Stoßstangen verschmorten. Der Schaden dürfte bei über 500 000 Euro liegen. Eines der zerstörten Fahrzeuge war mit Kameras und weiterer Technik zur Beweissicherung bei Demonstrationen ausgestattet. Zudem ging die Ausrüstung von 50 Polizisten in Flammen auf.

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um Autos der nordrhein-westfälischen Einsatzhundertschaften aus Bochum, Mönchengladbach und Bielefeld. Die Hamburger Polizei hatte sie zur Verstärkung für den Einsatz tagsdrauf bei der NPD-Kundgebung gerufen. Diesen Einsatz wollten die unbekannten Brandstifter offenkundig sabotieren und sind dabei generalstabsmäßig vorgegangen. „Man muss uns ausgespäht haben“, sagte einer der betroffenen Beamten im Gespräch mit der NRZ. Immerhin war die Verstärkung aus NRW in einem Hotel eine gute halbe Autostunde nördlich der City einquartiert. Die Autos waren auf dem Parkplatz vor dem Hotel abgestellt gewesen.

Am Samstag selbst demonstrierten in der Spitze über 10 000 Menschen friedlich gegen den Aufmarsch der rund 700 Neonazis in der Hansestadt. „Wir stehen zusammen gegen Rechtsradikale“, rief Hamburgs 1. Bürgermeister bei der zentralen Kundgebung auf dem Rathausmarkt. Und Kirsten Fehrs, Bischöfin der nordelbischen Kirche, erklärte: „Unser Kreuz hat keine Haken.“ Im Stadtteil Wandsbek hatten sich derweil 3500 linke und linksextreme Demonstranten versammelt. In den Seitenstraßen dort eskalierte die Lage.

Brennende Barrikaden

Steine und Flaschen flogen, Polizeibeamte wurden mit Böllern angegriffen. Nachdem die Polizei Wasserwerfer auffuhr und Pfefferspray einsetzte, zogen sich die Angreifer zunächst zurück und rückten dann erneut vor: Sie errichteten Barrikaden und zündeten diese an. Autos am Straßenrand gingen ebenso in Flammen auf, ein Fahrzeug der Polizei brannte aus, nachdem es von einer Feuerwerksrakete getroffen worden war. Insgesamt 38 Polizisten wurden verletzt. Es gab 17 Festnahmen, 63 Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Die Polizei, die mit insgesamt 4400 Beamten auf den Beinen war, bewertete den Einsatz dennoch als Erfolg. Es sei gelungen, rechte und linke Gruppen voneinander zu trennen, hieß es. Die NRW-Beamten konnten trotz der Brandstiftung fast komplett am Einsatz teilnehmen, weil sie kurzfristig von der Hamburger Polizei mit Autos und Schutzanzügen ausgestattet worden waren. Per Bus kehrten die Beamten gestern zurück.

Die Ermittlungen zur Brandstiftung dauern an. „Das ist blanker Zerstörungswahn und macht deutlich, wie groß der Hass gegen den Staat und die Gesellschaft ist. Gewalt wird von den extremistischen Gruppierungen immer mehr als legitimes Mittel der Meinungsäußerungen angesehen. Hiergegen müssen wir gemeinsam vorgehen.“, sagte Adi Plickert, Landesvize der Gewerkschaft der Polizei.