Essen. Rocker verkaufen Waffen an Rechte und übernehmen Ordnerdienste bei rechtsextremen Veranstaltungen. Ein NPD-Bundesvorstand gehört zur Führung der Bandidos. Die Verflechtungen zwischen der rechten und der Rockerszene seien aber nicht politisch motiviert, sondern wirtschaftlich, so das BKA.

Die Hinweise auf eine engere Verflechtung zwischen Rockerbanden und der rechtsextremen Szene verstärken sich. Steffen R., Kronzeuge der Anklage im Kieler Prozess gegen die örtlichen Hells Angels, hat in dem spektakulären Hochsicherheits-Prozess am Donnerstag Waffenverkäufe der Gruppe an die NPD eingeräumt.

Waffen aus Hells-Angels-Kreisen seien in die rechte Szene gelangt, bestätigt auch die Staatsanwaltschaft Kiel. Sie hat die Wohnung des Kieler NPD-Ratsherrn Hermann Gutsche durchsucht. Er soll im Verdacht stehen, Waffen bei den seit Januar in der Fördestadt verbotenen Hells Angels gekauft zu haben. Gutsche sei nicht nur Landtagskandidat der Nationaldemokraten gewesen, sondern auch regelmäßig bei Aufmärschen der Neonazis zu sehen gewesen sein, berichten schleswig-holsteinische Medien.

Verflechtungen zwischen Rockern und Rechten

Erstmals hatte das Bundeskriminalamt (BKA) in einem internen Papier 2010 darauf hingewiesen, dass es Verbindungen zwischen Rockerclubs und Rechtsextremen gibt, nämlich „personelle Verflechtungen, gemeinsame Aktivitäten und einzelfallbezogene Kooperationen“. Rocker übernehmen danach den Ordnerdienst für rechtsextreme Veranstaltungen und stellen dafür auch Grundstücke zur Verfügung.

Interessanter sind die personellen Verknüpfungen. Neonazis treten Rockerbanden bei oder leiten sie sogar, wie dies in Salzwedel in Sachsen-Anhalt der Fall ist. Das geht auch aus einer Anfrage der Linken im Bundestag hervor, die derzeit vom Bundesinnenministerium bearbeitet wird.

Danach gehört NPD-Bundesvorstand Sascha Roßmüller zur Führung der Bandidos im bayerischen Regensburg. In Berlin kam es zu Beitritten der verbotenen rechtsextremen Freiheitlichen Arbeiterpartei FAP. Zwischen 2007 und 2010 sollen nach Angaben des Berliner Innensenators Frank Henkel 40 rechtsmotivierte Straftaten von Rockern begangen worden sein.

Sicherheitsbehörden sind aber skeptisch, dass die Verbindungslinien zwischen Rockern und Rechten tatsächlich politisch motiviert sind. In dem BKA-Papier heißt es dazu, Vorrang habe für die Rocker-Szene immer noch das Geschäft. Politisiert sei sie nicht.