Köln. . Das vom Vereinsverbot betroffene „Chapter Cologne“ des Motorradclubs Hells Angels macht schon einige Zeit Stimmung gegen Politik, Polizei und Justiz. Sie sehen sich selbst als Kämpfer für die Freiheit.

Geahnt hatten die Kölner Hells Angels wohl schon seit längerer Zeit, was auf sie zukam. Denn auf ihrer Internetseite führen sie eine Imagekampagne, mit der sie „Politik, Polizei und Justiz“ als Gefahr für den Rechtsstaat angreifen. Das Vereinsverbot verhinderten sie damit aber nicht.

Als am Donnerstag um sechs Uhr in der Früh Polizisten das Vereinsheim des Motorradclubs in Frechen durchsuchten, durften sie sich letztendlich auf das Grundgesetz berufen. Im Artikel 9 heißt es ausdrücklich: „Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.“

Motorradclub greift Politiker und Polizei an

Auf ihrer Homepage bemüht das Chapter Cologne der Rocker dagegen die Freiheitsgarantien des Grundgesetzes. „Es ist Zeit, für dein Recht zu kämpfen – jetzt!“, heißt es plakativ, und in Video-Beiträgen reden etwa „Django, Timo und Tobias“ aus ihrer Sicht Klartext. Dass die Rockerclubs, wie von der Polizei behauptet, eine Bedrohung des Rechtsstaates darstellten, weisen sie zurück. Tatsächlich seien die Innenminister eine Gefahr für den Rechtsstaat. Ausdrücklich rufen die Kölner Hells Angels dazu auf, „solchen totalitären Tendenzen entgegenzuwirken, freiheitsfeindliche Winkelzüge der Regierung aufzudecken und die Heucheleien von machtgierigen Politikern und Beamten zu entlarven“.

Der Kampf fürs Recht dient nach eigenen Angaben nicht nur den Kölner Hells Angels, sondern ist „für die gesamte Motorcycleclub- und Bikerszene und für jedes freiheitsliebende Individuum“ gestartet worden. Eingerichtet haben die Kölner Rocker auch eine eigene Seite „Crime“. Dort finden sich keineswegs Biografien von Vereinsmitgliedern. Gedacht ist es zur „Publizierung von Straftaten aus den Reihen von Politik, Polizei und Justiz“.

Brasilianischer Abend

Offen und transparent geben sie sich. Vor dem Vereinsheim steht eine Einladung zu einem „Tag der offenen Tür“, was in der US-gefärbten Rockersprache als „Open House“ bezeichnet wird und von der Kölner Polizei am Donnerstag sehr wörtlich genommen wurde. Wie zu einem lustigen Treff laden die Rocker im Internet auch zu einem „brasilianischen Abend“ mit „Lagerfeuer, Discozelt, Tattoo und brasilianischem Showtanz“ ein. Doch dieser für den 5. Mai angekündigte Auftritt der spärlich bekleideten Schönheit auf dem Plakat, fällt leider aus. Vereinsverbot statt Showtime!