Berlin. . Frankreichs neuer Präsident Francois Hollande ist am Abend zu seinem Antrittsbesuch in Berlin eingetroffen. Es war eine Anreise mit Hindernissen. Und auch der Empfang in Berlin geriet weniger schillernd als bei seinem Vorgänger Sarkozy.

Sein Vorgänger Nicolas Sarkozy hatte nach der Ernennung sechs Stunden gebraucht, um sich Bundeskanzlerin Angela Merkel vorzustellen. François Hollande benötigte am Dienstagabend etwa drei Stunden mehr, um von Paris nach Berlin ins Kanzleramt zu eilen - zu seinem Antrittsbesuch und zu seinem ersten Auslandsbesuch als französischer Präsident überhaupt.

Hollande brauchte zwar länger als sein Vorgänger, dafür reiste er aber auch ungleich spektakulärer an. Auf dem Weg nach Berlin wurde sein Flugzeug vom Blitz getroffen. Das Schöne an der Geschichte: Blitzschlag heißt auf Französisch „Coup de foudre“. Und das wiederum steht auch für „Liebe auf den ersten Blick“.

Es war vor diesem Treffen viel über die deutsch-französischen Beziehungen im Allgemeinen und das Verhältnis zwischen Merkel und Hollande im Speziellen gemutmaßt worden. Wie sich beide im Spannungsfeld der Eurokrise vertragen, wird nur die Zukunft zeigen können; der erste harte Belastungstest steht in einer Woche beim EU-Sondergipfel in Brüssel an.

Empfang mit militärischen Ehren

Gegen 20.00 Uhr empfing Merkel ihren französischen Gast im Ehrenhof des Kanzleramtes. Mit militärischen Ehren, also einer Polizei-Eskorte und vor allem einer Ehrenkompanie der Bundeswehr, das ist in solchen Fällen so üblich. Obwohl sich alle Beteiligten dabei immer viel Mühe geben, so richtig feierlich ist die Betonkulisse nicht, schon gar nicht im Vergleich zum Elysée-Palast, wo der knirschende Kies im Vorhof irgendwie mehr gefühltes Sexappeal hat als der nüchterne Asphalt im Kanzleramt.

Apropos Gefühl: Die große Frage, die Beobachter vor dem Besuch eigentlich umtrieb, war: Küssen sie, oder küssen sie nicht? Die Frage war sowohl unter politischen, mindestens aber unter boulevardesken Gesichtspunkten berechtigt. Mit Sarkozy gab es stets, vom Antrittsbesuch an Küsschen auf die Wange. Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac hatte Merkel immer mit Handkuss begrüßt.

Merkel und Hollande demonstrieren Einigkeit

Hollande begnügte sich mit einem Handschlag. Formvollendet, aber reichlich unsexy. Ein Unterschied irgendwie, so wie zwischen Kanzleramt und Elysée-Palast. Zumal die Kanzlerin vorher noch versprochen hatte, Hollande werde von ihr „mit offenen Armen in Deutschland empfangen“.

Zahlreiche Zaungäste honorierten die Annäherung gleichwohl mit Beifall, damit hatte es sich dann aber auch mit der deutsch-französischen Freundschaft in der Öffentlichkeit.

Später betonten beide vor der Presse die Kontinuität in den Beziehungen beider Länder. Sie äußerten zudem die Erwartung, dass Griechenland trotz seiner innenpolitischen Krise in der Euro-Zone verbleibt.

Zum Thema Fiskalpakt machte Hollande die Türen für Verhandlungen weit auf. Der Sozialist forderte zwar erneut Nachverhandlungen in Richtung auf einen Wachstumspakt. Er erklärte aber auch, dass dafür zunächst alle Dinge beim EU-Sondergipfel am 23. Mai sowie beim regulären Gipfel Ende Juni in Brüssel auf den Tisch gelegt werden müssten. Diese gelte es zu prüfen, und erst dann könne man sagen, was rechtlich überhaupt umgesetzt werden könne.

Spargel zum Abendessen

Merkel und Hollande betonten mehrfach ihren Willen zu einer guten Zusammenarbeit. Mit Blick auf die anderen 25 Mitgliedstaaten erklärte die CDU-Vorsitzende Merkel, sie und Hollande wüssten "um unsere Verantwortung, die wir haben für eine gute Entwicklung Europas". Von diesem Geiste getragen werde man die Lösung für die europäischen Probleme finden. Hollande sagte, beider Wunsch sei es "zum Wohle Europas zusammenzuarbeiten und alle anderen Länder auf diesem Weg mitzunehmen".

Nach der Pressekonferenz zogen sich Merkel und Hollande zum Abendessen zurück. Aufgetischt wurde den Angaben zufolge eine Rinderbouillon, dann Beelitzer Spargel mit Kalbsschnitzel, zum Nachtisch gab es Erdbeeren mit Vanilleeis sowie Käse mit Trauben. (dapd)