Paris. . Francois Hollande ist am Tag seiner Amtseinführung vom Pech verfolgt. Erst wird er pitschnass und dann muss sein Flieger nach Berlin wegen eines Unwetters umkehren. Seine Amtseinführung gleicht dennoch einer Krönungszeremonie.
Es ist ein Amtsantritt mit Hindernissen für Francois Hollande. Die Fahrt im offenen Auto über den Pariser Champs-Elysees muss Frankreichs neuer Präsident im strömenden Regen absolvieren. Völlig durchnässt winkte er stehend in seinem Wagen den Menschen entlang der Prachtstraße auf dem Weg zum berühmten Triumphbogen zu. Am Abend dann wird seine Reise nach Berlin zu Angela Merkel vom Pech verfolgt. Sein Flugzeug kommt nach dem Start in Paris in ein Unwetter und muss aus Sicherheitsgründen umdrehen. Dort steigt er in eine zweite Maschine und kommt schließlich mit einer Stunde Verspätung in der deutschen Hauptstadt an.
Dabei war der Tag seiner Amtseinführung nach Plan und mit viel Pomp gestartet. Noch-Präsident empfängt seinen Nachfolger vor der großen Freitreppe des Elysée-Palastes. Er wirkt aufgeräumt. Ein warmer Händedruck, ein Lächeln, dann ziehen sich Nicolas Sarkozy und Francois Hollande in den „Salon Doré“ zum vertraulichen Vier-Augen-Gespräch zurück. Ein Ritual der V. Republik: Der neue Präsident wird in Staatsgeheimnisse und brisante Dossiers eingeweiht. Und er erhält als wahres Zepter seiner Herrschaft den Zahlenschlüssel für Frankreichs Atomstreitmacht. Spötter scherzen, dass dem Neuen diesmal noch mehr anvertraut werde: der Gen-Code Angela Merkels, der - zum Wohle der Nation - helfen soll, die Absichten der Kanzlerin zu dechiffrieren.
Wenn französische Staatspräsidenten ins höchste Amt eingeführt werden, verwandelt sich die nüchterne Republik für einen Augenblick in eine glanzvolle Monarchie. Das minutiös arrangierte Spektakel im Palast gleicht einer prachtvollen Krönungsmesse. Die überglücklichen Sozialisten begehen diesen historischen Dienstag ohnehin wie ein Hochamt. 17 lange Jahre nach dem großen Francois Mitterrand zieht endlich wieder einer der ihren in den Elysée ein.
21 Salutschüsse für Hollande
Die Zeremonienmeister lassen es buchstäblich krachen. 21 Salutschüsse zu Ehren „Francois II“ feuern die Soldaten aus schweren 75-mm-Kanonen vor dem Invalidendom ab. Immer wieder erklingt die „Marseillaise“. Für Hunderte Fotografen und Kameramänner ist die „Investiture“ ebenfalls ein Feiertag - und ein rauschendes Fest der Bilder. Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen können zwischen fünf Sendern wählen, die jeden Schritt und Tritt des Präsidenten live übertragen.
Anrührende Momente gibt’s an diesem Tag ohne Unterlass. Etwa, als sich Valérie Trierweiler, die neue „Première Dame“, und ihre extravagante Vorgängerin Carla Bruni mit Küsschen begrüßen. Oder als der neue Präsident im offenen Dienstwagen, einem „Citroen DS 5 Hybrid“, und eingerahmt von Dutzenden Kavalleristen der Republikanischen Garde über die leergefegte Avenue des Champs-Elysées zum Triumphbogen hochrollt.
Immer wieder findet Francois Hollande die Gelegenheit, aufs Volk zuzugehen. Diese Momente liebt der „président normal“: das Bad in der Menge vor dem Pariser Rathaus am Nachmittag, Wangenküsschen bei der Hommage für die Physikerin Marie Curie und den Schulreformer Jules Ferry. Allein bei der Zeremonie morgens im Elysée-Palast schüttelt Hollande die Hände von fast 400 geladenen Gästen. Doch fünf wichtige Menschen fehlen: die vier gemeinsamen Kinder und Ex-Lebensgefährtin Ségolène Royal - wie übrigens auch die drei Söhne Valérie Trierweilers.
Sarkozy ohne finanzielle Sorgen
Mit feierlicher Stimme beschwört der neue Präsident den Wandel. Er sagt: „Ich richte eine Botschaft der Zuversicht an die Franzosen.“ Und gelobt, das Land neu aufzustellen, gerechter zu machen und zu versöhnen.
Der Bürger Nicolas Sarkozy verlässt den Palast Händchen haltend mit Carla Bruni. Das abgedankte Paar winkt. Finanzielle Sorgen muss sich der Abgewählte nicht machen: Ihm stehen monatlich 6000 Euro Aufwandsentschädigung zu, ferner hat er Anspruch auf einen lebenslangen Sitz im Verfassungsgericht, der weitere 5400 Euro im Monat einbringt - macht unterm Strich ein Netto-Einkommen von 11.400 Euro.
Die Republik gewährt ihm zudem einen Dienstwagen und ein Büro in Paris, in dem sieben Mitarbeiter, darunter ein Kabinettschef, zwei Assistenten und drei Sekretärinnen ihren Dienst versehen. Die Polizei stellt zwei Leibwächter ab, Flüge mit „Air France“ sind ebenso kostenlos wie Fahrten mit der Staatsbahn SNCF.
Derweil der Präsidententross sich am Nachmittag den Weg zum Flughafen bahnt, wo das Flugzeug nach Berlin wartet, gibt der Generalsekretär des Elysée den Namen des neuen Premierministers bekannt: Es ist - wie erwartet - der Hollande-Freund und langjährige Fraktionschef der Sozialisten Jean-Marc Ayrault - ein 62 Jahre alter Germanist und Deutschland-Freund. (mit we/rtr/afp)