Washington. . Nach einem anonymen Hinweis eines amerikanischen Soldaten veröffentlichte eine Zeitung Fotos von Leichenschändungen. Pose mit Gliedmaßen von toten Attentätern. Das Weiße Haus und das Pentagon haben das Verhalten von US-Soldaten verurteilt.

Zum wiederholten Mal müssen sich US-Verteidigungsminister Leon Panetta und hohe Generäle für schweres Fehlverhalten amerikanischer Truppen in Afghanistan entschuldigen. Die Los Angeles Times veröffentlichte jetzt Fotos eines anonym bleibenden US-Soldaten, der damit den „Verfall von Disziplin und Führungskraft“ beklagen wolle. Darauf posieren Kameraden in Uniform mit blutigen Körperteilen afghanischer Selbstmord-Attentäter. Auf den 18 Fotos, die laut „Times“ zwei Jahre alt sind, zeigen sich US-Soldaten triumphierend und lachend.

Panetta wurde dazu während eines Nato-Treffens in Brüssel befragt. Er wiederholte seinen Standardsatz: „Diese Bilder spiegeln in keiner Weise die Werte und den Professionalismus der großen Mehrheit der US-Truppen wider, die heute in Afghanistan ihren Dienst tun.“

Schon der vierte Fall

Ähnliche Aussagen des Pentagon-Chefs gab es Anfang des Jahres, als ein Video öffentlich wurde, auf dem vier US-Soldaten zu erkennen waren, die auf Leichen afghanischer Männer urinierten und sich dabei filmen ließen. Auch im vorliegenden Fall prahlten die auf den Fotos gezeigten Soldaten, die nach Armeeangaben allesamt bereits identifiziert sind und harte Strafen zu gewärtigen hätten, mit menschenverachtenden Gesten.

Auf einem Bild ist zu sehen, wie die GIs die Hände eines Toten hochhielten – mit ausgestrecktem Mittelfinger. Ein anderes Fotos zeigt neben einer Leiche eine improvisierte Brigade-Plakette mit der Aufschrift „Zombie Hunter“ (Zombie-Jäger).

Pentagon wollte Abdruck verhindern

Nach dem Video vom Januar, der Verbrennung von Koran-Büchern auf einem US-Stützpunkt wenig später und dem Massaker, das ein US-Soldat im März an 17 afghanischen Zivilisten begangen haben soll, ist die Fotoserie der vierte Fall schweren Fehlverhaltens in kurzer Zeit.

Das Pentagon hatte versucht, die Los Angeles Times vom Abdruck abzuhalten. Laut Panetta könne das Material Gewalt gegen US-Truppen auslösen. Der Herausgeber der Zeitung entschied sich für die Veröffentlichung. Die Leser hätten ein Recht darauf, „unparteiisch über alle Aspekte“ des Einsatzes in Afghanistan informiert zu werden.