Kabul. Die radikalislamischen Kämpfer haben ihre Frühjahrsoffensive mit Attacken auf das Diplomatenviertel begonnen. Auch die deutsche Vertretung war betroffen. In Pakistan haben die Taliban hunderte Gesinnungsgenossen aus einem Gefänfnis befreit.
In einer koordinierten Aktion haben die radikalislamischen Taliban am Sonntag Regierungsgebäude, Botschaften und Militärstützpunkte in mehreren Städten des Landes angegriffen. Im Kabuler Diplomatenviertel waren über zehn Explosionen und schweres Maschinengewehrfeuer zu hören. Neben einem Stützpunkt der Nato-Truppen befinden sich in dem Stadtteil zahlreiche Botschaften, darunter auch die deutsche. Auch die ist offenbar angegriffen worden. Rauch stieg aus einigen Gebäuden auf, Sirenen waren zu hören.
Taliban bekennen sich zu Angriffen
Bei den Angriffen seien mindestens fünf Menschen verletzt worden, sagte der Leiter der Kabuler Krankenhäuser, Kabir Amir. Die Nato teilte in einer Stellungnahme mit, allein in Kabul befänden sich sieben Einrichtungen unter Beschuss. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte die Explosionen in Kabul. Es habe "kleinere Beschädigungen auch auf dem Gelände der deutschen Botschaft" gegeben, sagte sie. Menschen seien dabei nicht zu Schaden gekommen. Nahe Kabul wurde der Nato-Stützpunkt Camp Warehouse unterdessen mit Granaten beschossen. Griechische und türkische Soldaten hätten das Feuer erwidert, sagte ein AP-Reporter vor Ort. Auch aus den Städten Dschalalabad und Gardes im Osten des Landes wurden Angriffe gemeldet.
Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu den Angriffen. Mehrere Selbstmordattentäter hätten Nato-Stützpunkte, Wohnsitze von Diplomaten und das Parlament angriffen, hieß es in einer Erklärung. Talibansprecher Sabiullah Mudschahid hatte in der vergangenen Woche erklärt, die Gruppe bereite eine Frühjahrsoffensive vor. In einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme hieß es, die Kommandeure der Taliban würden auf einen "geeigneten Zeitpunkt" für den Beginn der Angriffe warten.
Überfall auf pakistanisches Gefängnis
Etwa zur gleichen Zeit haben Einheiten der Taliban bei einem Überfall auf ein Gefängnis im Nordwesten von Pakistan mehrere hundert Gesinnungsgenossen befreit. Ein Polizeisprecher erklärte, 150 Taliban-Kämpfer hätten die Haftanstalt von Bannu in Khyber Pakhtunkhwa angegriffen. Der Schusswechsel zwischen den Angreifern und den Gefängnisaufsehern habe rund zwei Stunden gedauert.
380 Gefangene kamen den Angaben zufolge frei. Darunter seien mindestens 20 "sehr gefährliche Aufständische der Taliban" wie Adnan Rashid, der kürzlich in einen Mordanschlag auf den früheren Präsidenten Pervez Musharraf verwickelt gewesen sei. In der Haftanstalt waren 940 Insassen untergebracht.
Ein Taliban-Sprecher erklärte, sogar 1.200 Häftlinge seien befreit worden. Allerdings ist die Gruppe dafür bekannt, übertriebene Angaben zu machen.
Die pakistanischen Streitkräfte habe eine Reihe von Aktionen gegen die pakistanischen Taliban im Nordwesten des Landes eingeleitet. In diesem Gebiet ist die Gruppe stark verwurzelt und hat Bündnisse mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida und anderen transnationalen Extremistenbewegungen geschmiedet. (dapd/afp)