Islamabad. . Die Familie des getöteten Terrorchefs Osama bin Laden wird aus Pakistan abgeschoben. Drei Witwen, acht Kinder sowie ein Enkel bin Ladens müssen voraussichtlich schon am Mittwoch das Land verlassen. Zwei Witwen werden nach Saudi-Arabien abgeschoben, eine kehrt in den Jemen zurück.

Knapp ein Jahr nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden steht die Abschiebung von dessen Familie aus Pakistan kurz bevor. Wie der Anwalt der Angehörigen, Mohammed Amir, am Dienstag sagte, sollen die drei Witwen mit den acht Kindern und einem Enkel bin Ladens am Mittwoch das Land verlassen. Sie werden demnach wahrscheinlich nach Saudi-Arabien abgeschoben, in das Heimatland zweier der drei Witwen. Von dort aus werde die aus dem Jemen stammende jüngste Witwe mit ihren Kindern vermutlich in ihre Heimat zurückkehren.

Die Witwen sowie zwei Töchter bin Ladens waren Anfang April wegen illegalen Aufenthalts in Pakistan zu 45 Tagen Gefängnis und einer kleinen Geldstrafe verurteilt worden. Da die Zeit ihres Hausarrests seit der Tötung bin Ladens teilweise auf die Strafe angerechnet wurde, endet diese bereits in der Nacht zum Mittwoch. Nach Mitternacht könnten sie abgeschoben werden, sage Amir. Ein pakistanischer Geheimdienstvertreter bestätigte dies.

Anwalt Mohammed Amir Chalil hatte zuvor gesagt, die jemenitische Regierung habe in ihre Rückkehr eingewilligt. Der Bruder der jemenitischen Frau sagte, die Regierung habe ihren fünf Kindern Pässe ausgestellt.

Pakistan gab nur wenige Informationen preis

Die pakistanischen Behörden gaben nur wenig Informationen über die Familie bin Ladens preis. Mit dieser Taktik schürten sie aber auch Spekulationen darüber, warum die Frauen und die Kinder so lange festgehalten wurden. Einige Beobachter vermuteten, dass die pakistanische Regierung sich sorgte, dass Informationen bekannt werden könnten, die auf eine Unterstützung bin Ladens durch pakistanische Stellen schließen lassen könnten. Sein Versteck lag immerhin nur rund einen Kilometer von einer der größten Militärakademien des Landes entfernt. Pakistan bestreitet, vor der US-Kommandoaktion Informationen über bin Ladens Aufenthaltsort gehabt zu haben.

Möglicherweise wussten die pakistanischen Behörden auch einfach nicht, wohin sie die Frauen und Kinder schicken sollten. Saudi-Arabien hatte bin Laden 1994 nach verbalen Angriffen gegen das Königshaus die Staatsbürgerschaft aberkannt. Zunächst war unklar, ob Saudi-Arabien nun seine Angehörigen würde einreisen lassen. Riad selbst kommentierte die Angelegenheit nicht.

Bin Laden war am 2. Mai 2011 von einem US-Kommando in seinem Haus in der Garnisonsstadt Abbottabad getötet worden, wo er gemeinsam mit seiner Familie lebte. (afp)