Washington. . Eine Handvoll Leibwächter des US-Präsidenten bestellt sich in Kolumbien Prostituierte aufs Zimmer, einer von ihnen besitzt nicht den Anstand, seine Rechnung zu bezahlen. Was zweifelsohne eine Affäre ist, ist für US-Republikaner ein Indiz für die “Verlotterung der Sitten“ in der 6000 Angestellte zählenden Behörde.

Wenn die Behörden schweigen, müssen die Dichter ran. David Baldacci, Autor von 24 Kriminal-Romanen, etliche davon mit Geheim-Dienst-Bezug, war nach der Sex-Affäre um ein gutes Dutzend Agenten des „Secret Service“ von Präsident Obama im Frühstücks-Fernsehen gestern ein gefragter Gast. Zur Aufklärung der ominösen Dienstreise nach Kolumbien, auf der elf „Men in Black“ und fünf US-Soldaten die Dienstleistungen von Prostituierten in Anspruch genommen haben sollen, konnte der ehemalige Rechtsanwalt allerdings nicht viel beitragen. „Lasst die Ermittler ihre Arbeit tun“, sagte Baldacci.

Darrell Issa, einflussreicher republikanischer Vorsitzender eines Aufsichtsgremiums im Repräsentantenhaus, denkt nicht dran. Ist schließlich Präsidentschafts-Wahlkampf. Issa behauptete vor laufender Kamera, der grobe Verstoß gegen den Ehrenkodex der Spezial-Einheit, die seit über 100 Jahren für den persönlichen Schutz der Washingtoner Regierungs-Eliten verantwortlich ist, sei kein Einzelfall – sondern Ausdruck einer „weit verbreiteten“ Verlotterung der Sitten in dem rund 6000 Angestellte zählenden Dienst, der dem Heimatschutzministerium unterstellt ist und Jahr für Jahr und dreistellige Millionen-Summen kostet. Belege für seine steile These brachte der kalifornische Abgeordnete nicht.

Eine nicht beglichene Rechnung über 47 Dollar ließ die Geschichte auffliegen

Zur Stunde untersuchen mehrere Ministerien, darunter das Pentagon, die Vorwürfe, die seit dem Wochenende in den USA die Schlagzeilen dominieren. Danach haben elf Spezial-Agenten und fünf ihnen zugeordnete Soldaten, die als Vorauskommando für den Amerika-Gipfel ins kolumbianische Cartagena geschickt worden waren, in einem Luxus-Hotel für Gipfel-Teilnehmer Partys gefeiert und Prostituierte aufs Zimmer bestellt. Die Geschichte flog auf, weil ein Freier nicht bezahlen wollte, wie der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz, Peter King, berichtete. Es ging dem Vernehmen nach um 47 Dollar.

Die Betroffenen wurden vor dem Eintreffen Obamas in Cartagena nach Washington zurückbeordert und wegen „schweren Fehlverhaltens“ vorübergehend vom Dienst freigestellt. Die Führung des „Secret Service“, der sich allerhöchste Maßstäbe an Integrität und Vertrauenswürdigkeit zugute hält, sieht sich bereits ersten Rücktrittsforderungen ausgesetzt. „So einen Skandal hat es noch nie gegeben“, sagt der Journalist Ronald Kessler, Autor eines Buches über den Secret Service.

Barack Obama will Untersuchungsergebnisse abwarten

Präsident Barack Obama will erst die Ergebnisse einer „umfassenden und rigorosen“ Untersuchung abwarten. Sollte sich die Anschuldigungen bestätigen, „dann bin ich natürlich verärgert“. Obama betonte, die Bediensteten des Secret Service müssten höchsten Erwartungen gerecht werden. „Wenn wir in andere Länder reisen, dann erwarte ich von uns allen, dass wir höchste Standards einhalten.“ Zusatz-Bemerkung eines TV-Komödianten: „....oder wenigstens unsere Rechnungen bezahlen“.