Peking. . China, der wichtigste Verbündete des kommunistischen Staates schimpft über den misslungenen Raketenstart. Japan, Südkorea und die Vereinigten Staaten warnen vor einer weiteren Destabilisierung der Region. Die Führung Nordkoreas reagiert auf ihre Weise – und befördert Kim Jong Un.

Ein Schmunzeln konnte sich der Mitarbeiter im chinesischen Außenministerium nicht verkneifen, nachdem am Freitagmorgen die nordkoreanische Langstreckenrakete kurz nach dem Start in 151 Kilometer Höhe zerborsten und in Trümmern ins Gelbe Meer gefallen ist. Danach dauerte es mehrere Stunden, bis auch Nordkorea zugab, dass „die Aktion nicht nach Plan verlaufen“ ist.

Nach offizieller Lesart jedoch zeigt sich China weiterhin als engster Verbündeter des international weitgehend isolierten Regimes in Nordkorea. Der chinesische Außenamtssprecher Liu Weimin rief nach dem gescheiterten Start alle Seiten zu Zurückhaltung auf.

Der Ärger über Nordkorea ist groß

Doch hinter den Kulissen ist auch auf chinesischer Seite der Ärger groß über den kleinen Bruder. Die Weltgemeinschaft müsse darauf reagieren und Regeln für Nordkorea aufstellen, sagte Zhang Liangui, Experte für Verteidigungspolitik an der Parteihochschule in Peking. „Sie können nicht machen, was sie wollen, sich nicht um die internationalen Besorgnisse kümmern und keinen Rat annehmen“, polterte er in Bezug auf Nordkorea für chinesische Verhältnisse in ungewöhnlich scharfen Tönen.

Das stalinistische Regime in Pjöngjang hatte bereits vor Wochen angekündigt, dass es anlässlich des 100. Geburtstags seines Gründervaters Kim Il Sung diese Rakete ins All schießen wolle. Offiziell lautete die Begründung, einen Wettersatelliten auf eine Erdumlaufbahn zu bringen. Doch die japanische und südkoreanische Regierung vermuten militärische Zwecke. Die USA sehen darin sogar den Test einer Interkontinentalrakete, auf der atomare Sprengköpfe in­stalliert werden könnten.

Geld für Waffen ist in Nordkorea vorhanden, für Lebensmittel offenbar nicht

Alle drei Staaten sprachen am Freitag von einer schweren Provokation, die die Sicherheit in der Region gefährde. Die US-Regierung warf Nordkorea einen Verstoß gegen internationales Recht vor. Durch das Raketenprogramm würde sich das Regime nur weiter isolieren und Geld für Waffen und Propagandazwecke ausgeben, während das Volk hungere. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte den Raketenstart und sprach von einer „Verletzung internationaler Verpflichtungen“. Er ist derzeit in New York, wo der UN-Sicherheitsrat am späten Nachmittag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen gekommen war. Das UN-Gremium hatte in den vergangenen Jahren Nordkorea mehrfach aufgefordert, jegliche „Verwendung ballistischer Raketentechnologie“ zu unterlassen.

Dieser Fehlschlag dürfte zwar ein Debakel für den neuen Machthaber Kim Jong Un sein. Seinen Aufstieg hat es aber nicht aufgehalten: Der Sohn des vor vier Monaten verstorbenen Führers Kim Jong Il ist am Freitag vom Parlament zum Ersten Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission ernannt worden. Das ist das wichtigste Exekutivorgan des kommunistischen Staates. Chinas Sicherheitsexperte Zhang ist sich außerdem sicher: Die Führung unter Kim Jong Un wird am Atomprogramm festhalten.