Frankfurt/Main. In China sind laut Amnesty International 2011 die meisten Menschen hingerichtet worden. Weltweit wurden im vergangenen Jahr mindestens 676 Menschen in 20 Ländern hingerichtet nach mindestens 527 in 23 Ländern im Vorjahr. Das seien zwar mehr als ein Drittel weniger als noch vor zehn Jahren. Doch die tatsächliche Zahl dürfte erheblich höher liegen.

An der Todesstrafe halten nach Angaben von Amnesty International weltweit immer weniger Länder fest. Allerdings werden in diesen Staaten immer mehr Menschen hingerichtet. Vor allem im Nahen Osten sei die Zahl der vollstreckten Todesurteile im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und zwar um 50 Prozent, teilte Amnesty International am Dienstag mit. Der Anstieg gehe im Wesentlichen auf das Konto der Staaten Iran, Irak und Saudi-Arabien. Insgesamt seien 2011 in 20 Ländern mindestens 676 Menschen hingerichtet worden. Ein Jahr zuvor zählten die Menschenrechtler noch 527 Hinrichtungen in 23 Ländern - China jeweils ausgenommen. Amnesty veröffentlicht von dort seit 2009 keine Zahlen mehr, weil China die Angaben als Staatsgeheimnis sieht.

In China würden aber weiterhin Tausende hingerichtet, erklärte Amnesty International weiter. In der Statistik gingen die meisten vollstreckten Todesurteile auf das Konto des Iran (mindestens 360), Saudi-Arabiens (mindestens 82), des Irak (mindestens 68), der USA (43) und des Jemen (41).

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Amnesty habe zudem glaubwürdige Informationen über eine große Zahl heimlicher Hinrichtungen im Iran. Dort würden - wie auch in Saudi-Arabien - Todesurteile auch an Minderjährigen vollstreckt. Auch 2011 seien Todesstrafen oft nach grob unfairen Verfahren verhängt worden, die nicht internationalen Standards entsprächen. In einigen Staaten wie Weißrussland, China, Iran, Irak und Nordkorea ergingen Urteile aufgrund von unter Folter erzwungenen Aussagen.

Umstrittene Todesurteile in Weißrussland

Weißrussland ist das einzige Land in Europa, in dem 2011 Hinrichtungen stattfanden. Zuletzt wurden die umstrittenen Todesurteile gegen die beiden mutmaßlichen U-Bahn-Attentäter von Minsk vollstreckt, obwohl es Zweifel an der Schuld der jungen Männer gab. Menschenrechtsaktivisten warfen der autoritären Regierung vor, die Wahrheit über die Anschläge durch die rasche Hinrichtung vertuschen zu wollen.

Die EU kritisierte das Gerichtsverfahren gegen die mutmaßlichen Attentäter als unfair. Scharfe Kritik kam auch von Bundeskanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU), der erklärte, die Todesstrafe sei unter keinen Umständen zu rechtfertigen. Die beiden 26-Jährigen waren im November schuldig gesprochen worden, im April vergangenen Jahres eine Bombe in einer U-Bahn-Station in Minsk gelegt zu haben. 15 Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Die mutmaßlichen Attentäter wurden Mitte März per Genickschuss hingerichtet.