Washington. Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in den USA ist gelaufen: Rick Santorum wollte eine Niederlage in seinem Heimat-Bundesstaat Pennsylvania am 24. April vermeiden. Darum machte er den Weg vorzeitig frei für Mitt Romney, der im Herbst Präsident Barack Obama herausfordern wird.

Joe Klein, der altgediente Kolumnist des “Time”-Magazins, legte sich bereits vor einer Woche im Fernsehen mit einer überraschenden Prognose fest: Rick Santorum, sagte der Polit-Profi, werde noch vor der Vorwahl in Pennsylvania am 24. April die Sachen packen und aus dem Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur aussteigen. Warum? “Wenn er auch noch Pennsylvania verliert, ist der Mann geliefert, er ist doch noch jung.”

Pennsylvania ist der Heimatstaat des erzkonservativen Katholiken. Hier war er Senator, bevor ihn die Wähler mit einem miserablen Ergebnis aus dem Amt jagten. Santorum ist 53. Da geht noch etwas. Nur nicht in diesem Jahr. Nach den letzten Umfragen zu urteilen, hätte den Vater von sieben Kindern, der seit Beginn der Vorwahlen am 3. Januar in Iowa vor allem für die Partei-Rechte die gegen Schwulen-Ehe, Abtreibung und Empfängnisverhütung wetternde Identifikationsfigur abgab, rund um Philadelphia eine Niederlage erwartet.

Macht doch bitte endlich Platz!, forderten Santorums Gegner

Ohnehin lag Mitt Romney, der Favorit, beim Ringen um die nötigen 1144 Delegierten für den Parteitag im Sommer mit rund 650 Stimmen weit vorn. Santorum, Liebling der Evangelikalen, die Staat und Kirche immer zusammendenken, hatte nur 281. Und zuletzt weite Teile des Partei-Establishments gegen sich. Die Botschaft vieler Würdenträger der “Grand Old Party” an ihn war die gleiche, die seit Wochen auch die übrigen, noch chancenloseren Kandidaten Newt Gingrich und Ron Paul intern zu hören bekamen: Macht doch bitte endlich Platz! Ihr könnt Mitt nicht mehr einholen! Und falls doch – gegen Obama wärt ihr doch chancenlos!

Bis gestern Nachmittag lautete die Antwort des Trios stets: Wir denken gar nicht dran. Was den Sinneswandel bei Santorum ausgelöst hat, einem Enkel italienischer Einwanderer, die lange in den Stahl und Kohle-Revieren Pennsylvania gearbeitet haben, blieb gestern offen. Der gelernte Rechtsanwalt nannte bei seiner kurzen Rede im durch den Bürgerkrieg bekannt gewordenen Gettysburg keine offizielle Begründung, als er mit Ehefrau Karen und einigen seiner sieben Kinder auf die Bühne trat; sichtlich gedrückt.

Mitt Romney reagiert staatsmännisch auf Santorums Entscheidung

Insider vermuten, dass der schlechte Gesundheitszustand seiner jüngsten Tochter Bella (3), die an einem schweren Geburtsfehler leidet, eine Rolle gespielt hat. Mitt Rommey, sein bis vor wenigen Tagen von ihm noch mit denunzierenden Videos bekämpfter Widersacher, reagierte umgehend staatsmännisch auf die Entscheidung. “Senator Santorum ist ein fähiger und würdiger Mitbewerber. Er hat bewiesen, dass er eine wichtige Stimme in unserer Partei und in unserem Land ist.” Santorum hat 11 Vorwahlen gewonnen, Romney bisher 24.

Nach Santorums Abgang dürfte der Druck auf Gingrich und Paul in den nächsten Tagen noch größer werden, ebenfalls reinen Tisch zu machen; vor allem dann, wenn Santorum seine 280 errungenen Delegierten-Stimmen “frei” lässt und Romney offiziell als Kandidaten auslobt. Beide liegen im Delegierten-Rennen aussichtslos hinten. Paul ist ein libertärer Überzeugungstäter, dessen radikale Positionen nie mehrheitsfähig waren. Gingrich hat im Wahlkampf 4,5 Millionen Dollar Schulden angehäuft. Um sie zu begleichen, so erwarten Beobachter der “Washington Post” wird er “noch ein wenig für die Galerie im Rennen bleiben”.

Mitt Romney dagegen wird sich ab heute als das präsentieren, was er de facto ist: Obamas Gegenkandidat im Rennen um das Weiße Haus.

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