Seoul. Nordkorea hat nach dem Führungswechsel eine Fortsetzung seines bisherigen Kurses angekündigt. Südkorea und seine Verbündeten sollten auf keine Veränderungen hoffen, hieß es in der ersten Botschaft des Landes an die Außenwelt seit der Machtübernahme durch Kim Jong Un, dem Sohn des verstorbenen langjährigen Staatsführers Kim Jon Il.

Nordkorea hat nach dem Machtwechsel an der Spitze des Staates einen politischen Kurswechsel ausgeschlossen. Wie die Nationale Verteidigungskommission am Freitag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA mitteilte, soll es auch künftig keine Gespräche mit der Regierung in Südkorea geben. Zudem kündigte sie Vergeltung für die "Sünden" des Südens während der Beisetzung des langjährigen Machthabers Kim Jong Il an.

"Marionettenregierung in Südkorea"

"Wir erklären feierlich und voller Stolz den dummen politischen Verantwortlichen in der Welt, darunter der Marionettenregierung in Südkorea, dass sie von uns nicht die geringste Änderung erwarten dürfen", hieß es in der KCNA-Mitteilung. Es werde keinerlei Beziehungen zu dem "Verräter Lee Myung Bak und seiner Gruppe" geben, erklärte die Nationale Verteidigungskommission mit Bezug auf den südkoreanischen Präsidenten. Die Kommission, die bis zu seinem Tod von Kim Jong Il geführt wurde, gilt als mächtigstes Gremium des Staates. Nach dem Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il hat Nordkorea seinen Sohn und Erben Kim Jong Un erstmals als "Großen Führer" bezeichnet. Neben Kim Jong Il trug auch dessen Vater, Kim Il Sung, den Titel "Großer Führer".

Nach dem Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il am 17. Dezember und der Machtübernahme durch seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un bestand die Hoffnung auf einen gewissen Wandel in der Haltung Nordkoreas. In der Mitteilung von Freitag kündigte Nordkorea aber zudem ohne weitere Erklärungen Vergeltung für die "unverzeihlichen Sünden" der südkoreanischen Regierung während der Beisetzung des verstorbenen Machthabers an. Kim Jong Il war am Mittwoch feierlich in Pjöngjang beigesetzt worden.

Aufruf zum Sturz der Regierung in Nordkorea

Der Norden wirft Seoul insbesondere vor, Beileidsbesuche verboten zu haben. Mit Ausnahme von zwei Delegationen unter der Leitung der Witwe des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und des Präsidenten der Hyundai-Gruppe durfte niemand vor der Beisetzung in den Norden reisen. Die Regierung in Pjöngjang ist zudem verärgert, dass Seoul erlaubt hat, dass am Tag der Beerdigung Aktivisten mit Ballons Flugblätter über dem Norden abwarfen, in denen zum Sturz der Regierung aufgerufen wurde.

Kim Jong Un, der am Donnerstag bei einer riesigen Kundgebung in Pjöngjang zum neuen "obersten Führer der Partei, der Armee und des Volkes" ausgerufen worden war, mangelt es an politischer Erfahrung. Es wird daher erwartet, dass der junge Mann zumindest zunächst der Politik seines Vaters folgen wird. Zudem gilt als wahrscheinlich, dass er in den ersten Jahren unter der Aufsicht seines Onkels Jang Song Thaek regieren wird, der Beobachtern schon länger als Graue Eminenz des Staates gilt. (afp/dapd/rtr)