Peking. . Nach dem Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il macht China sich Gedanken um die zukünftige Führung des Landes. Ob der Sohn des Verstorbenen sich gegen das Militär durchsetzen kann und mit welchen Mitteln er das versuchen könnte. US-Präsident Obama sagte Japan indes Hilfe bei der Verteidigung zu,

Der Besuch war so ungewöhnlich wie symbolisch: Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao erschien am Dienstag persönlich in der nordkoreanischen Botschaft am Pekinger Park des Sonnentempels. Dort übermittelte er sein Beileid für den Tod des am Samstag verstorbenen Machthabers Kim Jong Il.

Bereits am Abend zuvor hatte das chinesische Staatsfernsehen eine ausführliche Erklärung verlesen, in der Parteispitze und Armeeführung den 29-jährigen Kim Jong Un als Nachfolger seines Vaters guthieß: „Wir glauben, dass sich das nordkoreanische Volk gemäß dem Wunsch des Genossen Kim Jong Il eng um die Arbeiterpartei zusammenschließen und unter der Führung des Genossen Kim Jong Un ihren Kummer in Stärke verwandeln wird.“

Alle großen Pekinger Zeitungen veröffentlichten gestern Bilder des Verstorbenen. Besonders warmherzig betrauerte die englischsprachige „China Daily“ den Tod des nordkoreanischen Machthabers mit der Überschrift „Abschied eines Freundes“.

Massentrauer und Glassarg in den Medien

Die Reaktion der Pekinger Politiker konnte aber nicht verbergen, dass sie sich große Sorgen über den Nachbarn machen. Wird die Armee wirklich den Junior stützen, so wie die nordkoreanischen Generäle derzeit noch beteuern? Wird in der Parteiführung ein Streit über die notwendigen wirtschaftlichen Reformen ausbrechen? Auch die engsten Verbündeten der Nordkoreaner wissen wenig über die Interna der Genossen.

Nordkoreas Medien verbreiteten gestern weiter Szenen von Massentrauer und zeigten in Standbildern Kims Leichnam, der in einem auf Blumen gebetteten Glassarg lag. Kim trug seine charakteristische khakifarbene Uniform und war teils mit einem roten Tuch bedeckt.

Gefürchtet, aber weniger beliebt

Sein Sohn Kim Jong Un und mehrere Staatsfunktionäre standen um den Sarg herum, der im Kumsusan-Palast in Pjöngjang ausgestellt war. Dort ist bereits der einbalsamierte Leichnam von Kim Il Sung, dem Staatsgründer und Vater des Machthabers, zu sehen. Die Szenen schluchzender und klagender Menschen in Nordkorea sagen nichts darüber aus, wie populär Kim Jong Il wirklich war.

In Gesprächen mit Nordkoreanern wurde deutlich, dass der Herrscher zwar gefürchtet, aber weit weniger beliebt war als sein Vater, der die Herrscherdynastie nach dem Zweiten Weltkrieg begründet hatte.

Parteiinterner Putsch nach Maos Tod

Das alles ist Chinesen, die sich an die Zeiten des Mao-Kults gut erinnern können, wohlvertraut. Als Mao Zedong 1976 starb, dauerte es nur vier Wochen bis zu einem parteiinternen Putsch, der den Weg zu Reformen bahnte.

In China verlief der Machtwechsel unblutig. Ob eine friedliche Wende auch in Nordkorea möglich ist – darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. „Wir sind sehr beunruhigt“, sagte ein chinesischer Diplomat. Auch ohne Unruhen in Nordkorea ist die Situation in der nordostasiatischen Region gespannt: Alle Anrainerstaaten des Westpazifik rüsten derzeit kräftig auf. Die wachsende wirtschaftliche Stärke Chinas mündet im Bau von immer mehr Flugzeugträgern, U-Booten und Raketen.

Neue Militärmacht

Insgesamt kein beruhigendes Szenario: Ein instabiles Nordkorea würde dazu führen, dass sich die Vereinigten Staaten noch stärker in der Region engagieren als bisher. Die Amerikaner träfen dort auf eine neue , immer selbstbewusster auftretende Militärmacht – China.

US-Präsident Barack Obama betonte die Bedeutung der Stabilität in der Region und versicherte Japan die Unterstützung seines Landes bei der Verteidigung. Südkoreas Regierung sprach der Bevölkerung des Nordens ihr Beileid aus. Er hoffe, dass Nordkorea so schnell wie möglich zur Stabilität zurückfinde, sagte der Minister für Wiedervereinigung, Yu Woo Ik, im Fernsehen. Die Zahl der südkoreanischen Soldaten an der Grenze wurde unterdessen verdoppelt.

Kim Jong Il ist gestorben

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il ist tot. Er starb...
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il ist tot. Er starb... © AP
...im Alter von 69 Jahren an Herzversagen.
...im Alter von 69 Jahren an Herzversagen. © AFP
Kim Jong Il regierte sein Land als Diktator, hatte aber dennoch gute Kontakte...
Kim Jong Il regierte sein Land als Diktator, hatte aber dennoch gute Kontakte... © AP
...ins Ausland. Zum Beispiel zu Russlands Premierminister Wladimir Putin. Oder auch...
...ins Ausland. Zum Beispiel zu Russlands Premierminister Wladimir Putin. Oder auch... © AP
zu dessen Präsidenten Dmitry Medvedev. Doch selbst mit US-Politikern wie...
zu dessen Präsidenten Dmitry Medvedev. Doch selbst mit US-Politikern wie... © AP
...der ehemaligen Außenministerin Madelaine Albrigth verkehrte Kim Jon Il.
...der ehemaligen Außenministerin Madelaine Albrigth verkehrte Kim Jon Il. © AP
Sein Tod sei
Sein Tod sei ""der größte Verlust für unserer Partei und der größte Trauerfall für unser Volk und Land", erklärte eine in schwarz gekleidete Nachrichtensprecherin im koreanischen Staatsfernsehen. © AP
Im Jahr 2008 erlitt Kim vermutlich einen Schlaganfall. Zuletzt hatte er jedoch auf Fotos und Videoaufnahmen seiner jüngsten Reisen nach China und Russland sowie zahlreichen Inlandsreisen einen relativ rüstigen Eindruck hinterlassen.
Im Jahr 2008 erlitt Kim vermutlich einen Schlaganfall. Zuletzt hatte er jedoch auf Fotos und Videoaufnahmen seiner jüngsten Reisen nach China und Russland sowie zahlreichen Inlandsreisen einen relativ rüstigen Eindruck hinterlassen. © AP
Allerdings soll der Mann mit einer kolportierten Vorliebe für Zigaretten, Kognac und gutem Essen an Diabetes und Herzproblemen gelitten haben.
Allerdings soll der Mann mit einer kolportierten Vorliebe für Zigaretten, Kognac und gutem Essen an Diabetes und Herzproblemen gelitten haben. © AP
So wie Kim Jong Il die Macht in Nordkorea einst von seinem Vater Kim Il Sung übernommen hat, reicht er sie jetzt an seinen Sohn...
So wie Kim Jong Il die Macht in Nordkorea einst von seinem Vater Kim Il Sung übernommen hat, reicht er sie jetzt an seinen Sohn... © AP
...Kim Il Un weiter. Dieser gilt als designierter Nachfolger Kim Jong Ils und hatte schon bislang mehrere wichtige Posten im Machtapparat inne.
...Kim Il Un weiter. Dieser gilt als designierter Nachfolger Kim Jong Ils und hatte schon bislang mehrere wichtige Posten im Machtapparat inne. © AP
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