Berlin. . Bundespräsident Wulff, der selbst wegen einer Kredit-Affäre und Urlaubseinladungen unter Druck steht, hatte Olaf Glaeseker gestern entlassen. Ohne Angabe von Gründen. Nun taucht die Frage auf, ob Glaeseker selbst Enthüllungen fürchten muss. Medien berichten, er habe sich von Unternehmen zu kostenlosen Urlauben einladen lassen. Es bleiben offene Fragen.
Zwölf Jahre lang hat Olaf Glaeseker Christian Wulff auf allen Etappen begleitet, von der Oppositionsbank in Hannover bis ins Bellevue. Jetzt hat er den Posten des Präsidentensprechers räumen müssen, und die Frage lautet, warum. Weil sich Wulff von ihm in der Krise seiner Glaubwürdigkeit schlecht beraten fand? Oder war da noch mehr?
„Ich habe ihm viel zu verdanken“, sagte Wulff bei seinem Bußauftritt am Donnerstag über Glaeseker und würdigte dessen „großartigen Einsatz“. Zu diesem Zeitpunkt schien auf den ersten Blick der Fall klar zu sein: Ein Sühneopfer fürs erzürnte Publikum. Einer aus der Bellevue-Mannschaft musste zurücktreten, und wenn es nicht der Präsident sein sollte, dann eben sein Sprecher. Der hatte immerhin die unbeholfene Krisenkommunikation der vergangenen zehn Tage maßgeblich zu verantworten.
Urlaub in katalansicher Finca
Doch schon am Donnerstag nachmittag kursierte unter den Medienmenschen, die auf Wulffs Auftritt warteten, das Gerücht, Glaeseker habe aus eigenem Antrieb das Weite gesucht, weil er selbst Enthüllungen zu fürchten habe. Genaueres war einem Bericht des Magazins „Stern“ zu entnehmen: Demnach erklärt sich Glaesekers Abgang daraus, dass er die Neigung seines Dienstherrn geteilt haben soll, sich von befreundeten Unternehmern einladen zu lassen.
In seinem Fall soll es um den in der Schweiz und in Spanien ansässigen „Eventmanager“ Manfred Schmidt gegangen sein, in dessen katalanischer Finca das Ehepaar Glaeseker gemeinsam mit Wulffs Ex-Gattin Christiane 2008 kostenlos Urlaub gemacht haben soll. Auch in Schmidts südfranzösischem Feriendomizil sei Glaeseker zu Gast gewesen.
Keine Geschenke mit Amtsbezug
Dabei sei er damals als Staatssekretär in Wulffs Landesregierung dem für niedersächsische Beamte geltenden Gebot unterlegen, keine Geschenke mit „Amtsbezug“ anzunehmen. Der Partymanager Schmidt organisierte dreimal, zuletzt im Dezember 2009, für die Landesregierung in Hannover einen „Nord-Süd-Dialog“ zur Feier der Freundschaft Niedersachsens mit Baden-Württemberg. In der Staatskanzlei sei Glaeseker für die Veranstaltung federführend gewesen, berichtet der „Stern“, der am Donnerstagmorgen dem Präsidialamt einen Fragenkatalog zu diesen Vorgängen übermittelt haben will. Stunden später nahm Glaeseker seinen Hut.
Für Wulffs Kritiker gewinnt jetzt dessen eigene Verstrickung durch den Verdacht gegen seinen ehemaligen Sprecher noch an Gewicht. Glaesekers Entlassung lasse Fragen offen, moniert SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil. „Es ist peinlich, einen solchen Bundespräsidenten zu haben“, klagt dessen Parteifreund Sebastian Edathy.
Die Öffentlichkeit erwarte von Wulff jetzt auch eine Antwort auf die Frage, „warum sein Pressesprecher zurückgetreten ist“, meinen die Grünen.