Berlin. . Nach tagelanger öffentlicher Debatte trennt sich Bundespräsident Christian Wulff von seinem langjährigen Sprecher Olaf Glaeseker. Dazu droht Wulff noch mehr Ungemach. Offenbar erhielt er auch beim Nachfolgekredit günstige Konditionen.
Der Sprecher des Bundespräsidenten, Olaf Glaeseker, ist von seinen dienstlichen Aufgaben entbunden worden. Diese Entscheidung hat der Chef des Bundespräsidialamtes, Lothar Hagebölling, getroffen, wie das Amt am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die Aufgaben des Sprechers von Bundespräsident Christian Wulff werden demnach ab sofort kommissarisch von Petra Diroll wahrgenommen.
Wulff war in den vergangenen Tagen unter anderem wegen eines Immobilienkredits unter Druck geraten. Auch wird ihm vorgeworfen, in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident teilweise gratis Urlaub in Ferienhäusern und Villen befreundeter Unternehmer gemacht zu haben. Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte allerdings am Donnerstagmorgen mitgeteilt, sie sehe wegen dieser Vorgänge keinen Anlass zu Ermittlungen gegen das Staatsoberhaupt.
Wulff erhielt offenbar bei Nachfolgekredit günstige Konditionen
Bundespräsident Christian Wulff hat bei der Ablösung des 500.000-Euro-Kredits des Unternehmerehepaares Geerkens einem Magazinbericht zufolge von der Bank besonders günstige Konditionen erhalten. Wie der "Spiegel" am Donnerstag vorab meldete, schloss Wulff bei der BW-Bank keinen normalen Immobilienkredit ab, sondern ein komplexes Finanzkonstrukt wie es eher bei Unternehmen, nicht aber bei der Finanzierung eines Eigenheimes üblich sei. So seien die Zinsen um die Hälfte niedriger als bei der Immobilienfinanzierung von normalen Kunden gewesen.
Dem Bericht zufolge schloss die BW-Bank einen Kreditrahmenvertrag über 520.000 Euro ab, der bis zum 31. Dezember 2024 laufen sollte. Die Zinsen seien variabel gewesen. Die Höhe richtete sich demnach nach dem Zinssatz, zu dem Banken am Geldmarkt Geld leihen können. Unter Berufung auf Wulffs Anwälte schreibt das Magazin, der Zins habe zwischen 0,9 und 2,1 Prozent gelegen. Derartige Finanzierungen vermittelt die BW-Bank laut "Spiegel" nur an "gehobene Privatkunden".
Kritik an Wulff wegen Urlaubseinladungen
Wulff hatte 2007 einen Darlehensvertrag mit der Unternehmersgattin Edith Geerkens über 500.000 Euro abgeschlossen. Seine Anwälte haben inzwischen eingeräumt, dass ihr Mann Egon an der Aushandlung der Zahlung beteiligt war. Der frühere niedersächsische Ministerpräsident hatte bei einer Befragung der Grünen im Landtag 2010 aber eine geschäftliche Beziehung zu Geerkens verneint und das Darlehen von dessen Frau nicht erwähnt.
Wulff steht auch wegen Urlaubseinladungen von befreundeten Unternehmern in der Kritik. Zudem war öffentlich geworden, dass der Unternehmer Carsten Maschmeyer eine Anzeigenkampagne für ein Buch Wulffs im Jahr 2007 finanzierte. (dapd/afp/rtr)