Berlin.. Bundespräsident Christian Wulff hat am Donnerstag in einer Erklärung Stellung zu seiner Privatkredit-Affäre genommen. dapd dokumentiert die vierminütige Rede im Wortlaut:
"Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren,
Sie alle wissen, dass in den vergangenen zehn Tagen über Vorgänge aus
meinem Privatleben breit berichtet worden ist. Sie betreffen die Zeit vor meiner
Amtszeit als Bundespräsident und haben eine sehr kritische Kommentierung
gefunden. Ich habe das Bedürfnis, mich auch persönlich zu diesen Vorgängen zu
äußern.
Alle Fragen zu den Vorgängen nehme ich sehr ernst und habe deshalb
für volle Offenheit im Hinblick auf die Finanzierung unseres Einfamilienhauses
gesorgt. Sowohl, was den Privatkredit anbelangt, als auch, was alle Verträge und
alle Konditionen der Geldmarktkredite bei der BW-Bank anbelangt. Alle Auskünfte
sind erteilt worden, auch zu Konditionen. Vom Bankgeheimnis ist umfassend
befreit worden.
Außerdem habe ich die Ferienaufenthalte bei Freunden offengelegt, die
Dokumente liegen seit Montag bei einer dazu beauftragten Rechtsanwaltskanzlei
aus. Und es ist ja gelegentlich auch Einsicht genommen worden.
Bis heute habe ich über 250 Einzelfragen jedweder Art nach bestem
Wissen und Gewissen beantwortet. Davon viele, die Einzelheiten aus meinem
Privat- und Familienleben betreffen.
Ich weiß und finde es richtig, dass die Presse- und
Informationsfreiheit ein hohes Gut ist in unserer freiheitlichen Gesellschaft.
Das bedeutet gerade für Amtsträger, jederzeit die Wahrnehmung ihrer Aufgaben vor
der Öffentlichkeit zu erläutern und gerade auch im Grenzbereich zwischen
Dienstlichem und Privatem, zwischen Amt und privat, die erforderliche
Transparenz herzustellen. Das ist, wie viele von Ihnen auch wissen, nicht immer
leicht, gerade, wenn man an den Schutz betroffener Familienangehöriger und
Freunde denkt. Aber es ist eben notwendig, denn es geht um Vertrauen in mich und
meine Amtsführung.
Mir ist klar geworden, wie irritierend die private Finanzierung
unseres Einfamilienhauses in der Öffentlichkeit gewirkt hat. Das hätte ich
vermeiden können und müssen. Ich hätte auch den Privatkredit dem
niedersächsischen Landtag damalig offenlegen sollen. Das war nicht gradlinig,
und das tut mir leid. Ich sehe ein, nicht alles, was juristisch rechtens ist,
ist auch richtig.
Ich sage aber auch deutlich, zu keinem Zeitpunkt habe ich in einem
meiner öffentlichen Ämter jemandem einen unberechtigten Vorteil gewährt.
Persönliche Freundschaften sind mir, gerade auch menschlich, wichtig. Sie haben
aber meine Amtsführung nicht beeinflusst. Dafür stehe ich.
Ich bedauere, dass ich mich von meinem Sprecher Olaf Glaeseker
trennen musste, und danke ihm an dieser Stelle für seinen großartigen Einsatz an
meiner Seite. Ich habe ihm viel zu verdanken und wünsche ihm für weitere
berufliche Herausforderungen alles erdenklich Gute.
Meine Damen und Herren, ich weiß um meine Verantwortung als
Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Ich werde das Amt auch in
Zukunft gewissenhaft und mit ganzer Kraft ausfüllen. Denn wir stehen vor großen
Aufgaben in unserem Land, in Europa und in der Welt. Und ich will und werde
meinen Beitrag dazu leisten, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.
Dafür bitte ich die Bürgerinnen und Bürger auch zukünftig um ihr Vertrauen.
Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen unabhängig von dieser Erklärung ein
gesegnetes Weihnachtsfest, ein gutes Jahr 2012. Wir werden auch in diesem Jahr
2012 weiterhin gut zusammenarbeiten. So hoffe ich doch.
Vielen Dank."