Brüssel. . Der frühere Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird Berater der EU-Kommission – zur Unterstützung von Internet-Aktivisten in autoritären Staaten. Bei seiner Vorstellung in Brüssel hat er versucht, den weltgewandten Berater zu geben – und keine gute Figur gemacht.

An der Seite Karl-Theodor zu Guttenbergs wirkt EU-Kommissarin Neelie Kroes an diesem Montagmittag immer angespannter. Doch auch der ehemalige Doktor gibt in Brüssel kein gutes Bild ab. „Der stand da wie ein begossener Pudel“, sagt ein Schweizer Journalist. Dabei hatte Kroes gehofft, mit dem einstigen deutschen Verteidigungs- und Wirtschaftsminister einen prominenten Berater gefunden zu haben – für die Freiheit des Internets in autoritär regierten Staaten.

Stattdessen muss Kroes erkennen, dass sich mit Guttenberg keine guten Schlagzeilen für ihr Anliegen mit der Internet-Freiheit erzielen lassen. Die Fragen in der Pressekonferenz drehen sich fast ausschließlich darum, warum ausgerechnet der umstrittene Ex-Politiker EU-Berater wird. Und Guttenberg muss nach seinem jüngst verpatzten Comeback-Versuch in Deutschland erkennen, dass ihn seine Vergangenheit auch in Brüssel einholt.

Guttenberg soll „internationales Gewicht“ mitbringen

Im März war der damalige CSU-Hoffnungsträger und Verteidigungsminister zurückgetreten, da er seine Doktorarbeit gröttenteils abgekupfert hat. Der Politiker hatte das zuvor lange und vehement abgestritten.

Doch EU-Kommissarin Kroes ist anderes wichtiger. „Ich halte Ausschau nach Talenten, nicht nach Heiligen“, beschied sie knapp. „Ich war es, die im Sommer auf Karl-Theodor zuging.“

Er habe in Deutschland zwei Ministerposten bekleidet und zudem internationale Erfahrung. „Ich vertraue ihm vollständig“, sagt die Niederländerin. „Er ist fähig, er ist talentiert.“ Zudem habe auch sie, sagt Kroes, in ihrem Leben viele Fehler gemacht und daraus gelernt. Und noch ein Argument hat die EU-Kommissarin parat, warum sie Guttenberg als Berater für Internet-Freiheit möchte. „Wir haben mehr internationales Gewicht, wenn wir uns zusammentun.“

Guttenberg gibt den weltgewandten Berater

Dieses Internationale betont Guttenberg in Brüssel besonders. Er gibt den weltgewandten Berater, der auf alle Fragen nur in Englisch antwortet – obwohl vor allem deutsche Journalisten anwesend sind. Er verweist auf seine „breit gefächerten Kontakte“ in aller Welt aus seinen Ministerzeiten. Und auf seinen Wohnort: „Ich bin in die USA gezogen“, sagt Guttenberg. Da werde er mit seiner Familie auch bleiben, vorerst. In den USA arbeitet Guttenberg für eine Politikberatungsfirma. In Brüssel erhält er laut Kroes kein Honorar. Die EU-Kommission stelle ihrem neuen Berater auch kein Personal zur Verfügung. Lediglich Reisekosten bekomme Guttenberg erstattet.

Fragen nach seinen politischen Bestrebungen in Deutschland weicht Guttenberg aus. Und dass er seine Doktorarbeit in großen Teilen abgeschrieben hat, streift er nur am Rande. „Ich bin persönlich der Macht des Internets ausgesetzt worden“, sagt er ohne eine Spur von Reue.

Guttenberg: „Dies ist kein politisches Comeback“

Das klingt so, als ob man dem frisch gebackenen EU-Berater Unrecht getan hat – und nicht er der Wissenschaft. Plagiatsjäger hatten auf einer eigens eingerichteten Internetseite Guttenbergs Doktorarbeit auf Plagiate hin überprüft und ihre vielen Fundstellen dokumentiert.

Nur ein einziges Mal übrigens spricht Guttenberg Deutsch. Ein Journalist will wissen, ob ihn die Medienaufmerksamkeit hier in Brüssel irritiere und ob er nicht glaube, dass dies das Anliegen von EU-Kommissarin Kroes – die Internet-Freiheit in autoritär regierten Staaten – überlagere. Als Antwort liefert Guttenberg einen Satz, der auf das Thema Internet-Freiheit passt, aber auch für die Politik taugt: „Der Sache tut es gut, wenn man mit Inhalten überzeugen kann, und das ist meine Aufgabe.“

Dass er über den Umweg Brüssel zurück nach Deutschland auf die politische Bühne strebt, weist Guttenberg zurück. „Sie sehen mich nicht in Deutschland“, sagt er. „Um Missverständnissen vorzubeugen, dies ist kein politisches Comeback.“