Jülich/Ahaus. . 300.000 hoch radioaktiven Brennelementekugeln sollen 2012 von Jülich nach Ahaus gebracht werden. Das beschloss der Bund mit seiner Mehrheit im Aufsichtsrat des Forschungszentrums.
Durch Nordrhein-Westfalen könnte schon Anfang 2012 ein hoch radioaktiver Atommülltransport rollen. Der Bund habe am Mittwoch mit seiner Mehrheit im Aufsichtsrat des Forschungszentrums Jülich den Transport von Jülich ins Zwischenlager Ahaus durchgesetzt, teilte die Düsseldorfer Landesregierung mit. Rot-Grün in NRW hatte sich gegen den Transport von 152 Castor-Behältern ausgesprochen.
„Die Bundesregierung und der Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der zugleich der Landesvorsitzende der NRW-CDU ist, tragen nun die Verantwortung für riskante und umstrittene Castor-Transporte durch unser Land“, kritisierte die NRW-Landesregierung.
Atomkraftgegner wollen nun bundesweit gegen den Transport von 300.000 hoch radioaktiven Brennelementekugeln mobilisieren. Sie kündigten Proteste gegen den Transport der „West-Castoren“ per Lkw über die Autobahnen am Niederrhein und durch das Ruhrgebiet an.
Massive Protestaktionen angekündigt
„Das ist ein schwarzer Tag für NRW“, sagte Matthias Eickhoff von der Initiative „Sofortiger Atomausstieg“ in Münster. Das Verhalten von Röttgen sei „empörend“. Der gefährliche Transport müsse abgesagt werden. Ansonsten werde es massive Protestaktionen geben.
Auch die NRW-Grünen kritisierten den Beschluss des Jülicher Aufsichtsrats. „Norbert Röttgen lässt sehenden Augens zu, dass unverantwortliche und überflüssige Atom-Transporte ins Zwischenlager Ahaus rollen sollen“, sagte Grünen-Landeschefin Monika Düker.
Mit den Transporten sei nicht nur ein Sicherheitsrisiko verbunden. Nach derzeitigem Stand müssten die 152 Castoren die Fahrt nach Ahaus in den nächsten ein bis zwei Jahren einzeln per Lkw antreten, sagte Düker. „Es werden die NRW-Polizisten sein, auf deren Rücken der Schutz dieser überflüssigen Transporte gewährleistet werden muss.“
Das Forschungszentrum Jülich gehört zu 90 Prozent dem Bund. 10 Prozent hält das Land NRW. Der Versuchsreaktor in Jülich lief von 1966 bis 1988 und wird seitdem zurückgebaut. Zwischen Jülich im Rheinland und Ahaus im Münsterland liegen rund 180 Kilometer.
Risiken für mensch und Umwelt
Die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf ist laut Mitteilung der „Auffassung, dass Atomtransporte vermieden werden müssen, weil sie unnötige Risiken für Mensch und Umwelt mit sich bringen“. Das Zwischenlager in Jülich müsse ertüchtigt werden, „damit es weiter betrieben werden kann“, teilte das Land NRW weiter mit.
„Mit dem Wechsel des Lagerungsortes innerhalb von Nordrhein-Westfalen lösen wir das Grundproblem nicht“, erklärten Energieminister Harry Voigtsberger (SPD), Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) und Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). „Das Risiko und die Belastung für die Bevölkerung werden lediglich um ein paar hundert Kilometer innerhalb des Landes verlagert.“
Zwischen Jülich im Rheinland und Ahaus im westlichen Münsterland liegen knapp 200 Kilometer. (dapd)