Klein Gusborn. Die letzte Etappe des Castor-Transports hat begonnen. Die Lkws haben sich in Bewegung gesetzt, nachdem die Polizei die Strecke von Dannenberg zum Zwischenlager in Gorleben geräumt hat. Die traditionelle Sitzblockade auf der Zufahrt zum Zwischenlager war um 17 Uhr aufgelöst worden.

Die Lastwagen des 13. Castor-Transports in das Atommüllzwischenlager Gorleben sind an der Verladestation in Dannenberg losgefahren. Das berichtete ein AFP-Reporter am Montag vor Ort. Die Lkw mit den elf Transportbehältern haben eine Strecke von 19 Kilometer vor sich.

Die Polizei hat die Blockade auf dem letzten Stück der Castor-Strecke geräumt. Ein Sprecher sagte, nun müssten noch die Überbleibsel der Blockade wie Transparente, Äste und zwei Fahrzeuge entfernt werden. Dies werde voraussichtlich etwa eine halbe Stunde dauern. Die elf Behälter mit hoch radioaktiver Ladung warteten unterdessen auf Lkw-Tiefladern in der etwa zwanzig Kilometer entfernten Verladestation Dannenberg auf ihre Abfahrt.

Die Polizei hatte am Montagnachmittag mit der Räumung einer größeren Sitzblockade von mehreren hundert Castor-Gegnern auf der Zufahrtsstraße zum Atommüll-Zwischenlager bei Gorleben begonnen. Auch eine Blockadeaktion, bei der sich einige Kilometer entfernt Greenpeace-Aktivisten auf einer der möglichen Strecken nach Gorleben in einem Kleintransporter im Asphalt verankert hatten, sei inzwischen von der Polizei beendet worden, sagte er. Die Straße dort sei frei.

Die Einsätze sollten den Weg für den Transport von elf Castor-Behältern mit hochradioaktivem Atommüll aus Frankreich freimachen, die seit dem Morgen in einer speziellen Verladestation in Dannenberg für die letzte Etappe ihrer Reise vom Zug auf Lastwagen umgeladen werden. Auf den Lkw sollen sie die letzten 19 Kilometer nach Gorleben rollen, da das Zwischenlager dort keinen Gleisanschluss hat. Der Abschluss der Umladearbeiten wird für den späteren Montagnachmittag erwartet, dann könnte der Konvoi mit den Castor-Tiefladern in Richtung Gorleben starten.

Polizei versucht Aktivisten an Betonblock von Straße zu sägen

Elektro-Säge und Mini-Flex statt Schlagstock und Pfeffer-Spray: Mit Werkzeugen müssen Polizeibeamte in der Ortschaft Klein Gusborn gegen Atomkraftgegner vorgehen. Mitten auf der Fahrbahn steht ein blauer Kleinlaster mit Göttinger Kennzeichen quer. Nichts geht mehr zwischen Dannenberg und Gorleben, weil in dem Transporter zwei Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace auf der Lagefläche liegen. Im Innern eines etwa ein Kubikmeter großen Betonklotzes sind sie miteinander, mit dem Auto und mit der Straße verbunden.

Der Klotz war zuvor durch den Fahrzeugboden auf die Fahrbahn abgelassen worden. Den beiden Aktivisten, ein Mann und eine Frau, ist die körperliche und seelische Anstrengung deutlich anzusehen. Hatte die Frau gegenüber der Nachrichtenagentur dapd noch zunächst gesagt, sie sei wohlauf, bekam sie einige Stunden später keinen Ton mehr heraus. Direkt neben den beiden Umweltschützern steht ein Polizeiarzt und beobachtet die Szenerie ebenso wortlos.

Während die Aktivisten ausharren und die Polizei-Experten nach Lösungen suchen, liefern sich die Sprecher von Polizei und Greenpeace einen verbalen Schlagabtausch über die Entstehung der Blockade.

Mit quietschenden Reifen durch Polizei-Sperre gerast?

Nach Polizeiangaben ist das Greenpeace-Fahrzeug am Morgen von einer Polizeistreife kontrolliert worden, die zuvor eine Sperre errichtet hatte. Ein Polizist sei ausgestiegen, um den Kleintransporter zu überprüfen. Dabei sei die Sperre ein Stück geöffnet worden. Dies habe der Fahrer der Umweltaktivisten genutzt, um Gas zu geben. "Nur durch einen Sprung zur Seite konnte sich ein zweiter Kollege in Sicherheit bringen", sagt Polizeisprecher Gerhard Stelke.

Dieser Aussage widerspricht die hinzugekommene Greenpeace-Sprecherin Cornelia Deppe-Burghardt energisch. "Das stimmt einfach nicht. Wir sind absolut gewaltfrei. Keinem von uns würde es einfallen, gezielt auf Polizisten loszufahren", sagt sie. Weder Stelke noch Deppe-Burghardt wollen von ihren Schilderungen abrücken. Sie einigen sich aber darauf, dass sie beide den Auftakt der Blockade nicht mit eigenen Augen gesehen haben.

Das gilt auch für die innenpolitische Sprecherin der Grünen im niedersächsischen Landtag. Meta Janssen-Kucz macht aber deutlich: "Eine Gefährdung von Personen darf nicht sein."

Zumindest steht mittlerweile fest, dass der betroffene Polizist, um den sich der Sprecher-Streit drehte, bei der Aktion unverletzt blieb. "Ihm ist nichts passiert", sagt Stelke. (dapd/afp)