Essen/Wiesbaden. . Wird das die Revolution bei der Verbrecherjagd? Das Bundeskriminalamt hofft schon in wenigen Jahren, komplette Phantombilder aus der DNA mutmaßlicher Straftäter ermitteln zu können. Größe, Haarfarbe, Gesichtsform und Herkunft - all diese Informationen könnten aus einem einzigen Blutstropfen gewonnen werden.
Kapitalverbrechen werden künftig schneller aufgeklärt als heute. Auch könnten völlig unbekannte Täter mit Hilfe anonymer genetischer Spuren überführt werden. Davon gehen Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) aus.
Zur Hilfe kommen ihnen neue naturwissenschaftliche Methoden. Die Polizei will dadurch nicht nur den genetischen Fingerabdruck des Menschen intensiver als heute nutzen, sondern zunehmend auch den von Tieren und Pflanzen. Außerdem ermöglicht die Forschung in etwa fünf Jahren ein „genetisches Phantombild“ von Tätern.
93000 Straftaten per DNA-Analyse geklärt
Die DNA-Analyse von Tatortspuren wie Blut, Speichel, Sperma oder Haaren, die es seit Mitte der 90er Jahre gibt, hat bisher zur Klärung von 93 000 Straftaten geführt – darunter lange zurückliegende Mordfälle und selbst Terroranschläge der RAF. Experten des Kriminaltechnischen Instituts des BKA in Wiesbaden arbeiten daran, dass diese Analysen in naher Zukunft in zwei bis drei Stunden vorliegen. Heute sind sechs Stunden normal. Das beschleunigt die Fahndungen.
Weit folgenreicher als die „Rapid-DNA“ ist das „genetische Phantombild“. Die Wissenschaft wird die Sicherheitsbehörden in die Lage versetzen, aus einer einzigen am Tatort aufgefundenen Substanz, zum Beispiel aus einem Blutstropfen, das Aussehen eines unbekannten möglichen Täters zu rekonstruieren: Ob er blond oder dunkel war, blaue oder braune Augen hatte, welche Form sein Gesicht aufwies und welcher Herkunft er war. Die Ethnie wird also erkennbar sein. Solche Schlüsse würden mit einer Trefferquote von 80 bis 90 Prozent möglich sein, sagte die BKA-Wissenschaftlerin Eva Schultheiss in Wiesbaden. Sie glaubt, dass diese weit über die heutige DNA-Untersuchung hinausgehende genetische Spuren-Analyse in etwa fünf Jahren zur Verfügung steht. Schultheiss weist allerdings darauf hin, dass das deutsche Recht diese Gentests derzeit nicht zulässt.
In der DNA-Datenbank des BKA sind 197 000 Spuren gespeichert, zudem die DNA von mehr als 700 000 Personen, mit denen neue Spuren abgeglichen werden können. Jede dritte Suche ist ein Treffer. DNA-Spuren werden europaweit ausgetauscht.