Pittsburgh/New York. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat mal wieder die internationale Politik gegen sich aufgebracht: Der Bau einer zweiten Atomanlage zur Anreicherung von Uran sorgt für Empörung. US-Präsident Barack Obama wirbt für Diplomatie, droht zugleich aber mit Sanktionen.

Der Bau einer zweiten Atomanlage zur Anreicherung von Uran im Iran hat international für Empörung gesorgt. US-Präsident Barack Obama drohte am Freitag (Ortszeit) in Pittsburgh mit neuen Sanktionen und warb erneut für eine diplomatische Lösung - ohne eine militärische Option jedoch grundsätzlich auszuschließen. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wies den Vorwurf zurück, die Anlage insgeheim gebaut zu haben.

Obama warf Teheran vor, den Bau der Anlage jahrelang verheimlicht zu haben. Seinen Angaben zufolge baut der Iran die Anlage seit mehreren Jahren im Inneren eines Berges in der Nähe der heiligen Stadt Qom, 160 Kilometer südlich von Teheran. Gemeinsam mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und dem britischen Premierminister Gordon Brown drohte Obama am Rande des G-20-Gipfels mit harten Sanktionen, sollten die Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) keinen Zugang zu der Anlage erhalten.

Der Diplomatie den Vortritt

"Wir schließen keine Option aus, wenn es um Fragen der nationalen Sicherheit Amerikas geht», sagte Obama. Er ziehe eine diplomatische Lösung aber weiterhin vor. Wie US-Verteidigungsminister Robert Gates dem Sender CNN sagte, würde ein Angriff auf die iranischen Atomanlagen das Atomprogramm des Landes nicht völlig lahmlegen, sondern lediglich einen Zeitgewinn von bis zu drei Jahren bringen.

Obama sagte, er hoffe, dass der Iran bei den anstehenden Gesprächen über sein Atomprogramm alle Fragen zu seinen nuklearen Aktivitäten beantworten werde. Der Iran hatte am Freitag den Bau der Urananreicherungsanlage zugegeben und die IAEA in einem Brief über das Projekt informiert. Der UN-Sicherheitsrat hatte erst am Donnerstag einmütig zu einer atomwaffenfreien Welt aufgerufen.

Ahmadinedschad weist Vorwürfe zurück

Russlands Präsident Medwedew und der chinesische Regierungssprecher Ma Zhaoxu riefen den Iran in Pittsburgh auf, mit der IAEA zu kooperieren. Medwedew sagte, Teheran müsse «überzeugende Beweise» dafür vorlegen, dass sein Atomprogramm lediglich friedlichen Zwecken diene. Zu möglichen weiteren Sanktionen äußerte er sich zunächst nicht. China und Russland hatten neue Sanktionen gegen den Iran bislang skeptisch gesehen. Am Mittwoch schloss Medwedew bei einem Gespräch mit Obama Sanktionen dann aber überraschend nicht mehr aus.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wies sämtliche Vorwürfe zurück. Dass der Iran die IAEA erst jetzt über den Bau der Anlage informiert habe, sei «völlig legal», sagte Ahmadinedschad in New York. Er habe auch kein Problem damit, dass IAEA-Inspekteure die Anlage kontrollierten. Zuvor hatte er bereits sämtliche Vorwürfe in Bezug auf eine Geheimhaltung des iranischen Atomprogramms zurückgewiesen. «Wir haben kein Geheimnis», sagte er dem «Time Magazine».

Zu den Sanktionsdrohungen äußerte sich der iranische Präsident zunächst nicht. «Herr Obama ist kein Atomexperte», erklärte Ahmadinedschad, der sich darüber hinaus mit Provokationen zurückhielt. Er hoffe zudem auf «einige grundsätzliche Veränderungen» bei den anstehenden Gesprächen über das iranische Atomprogramm. Am kommenden Donnerstag wollen Deutschland, Großbritannien, China, Frankreich, Russland und die USA in Genf mit dem Iran verhandeln. (afp)