Paris. . Ob er vor dieser Begegnung wohl ruhig schlafen konnte? Dominique Strauss-Kahn trat am Donnerstag bei der Pariser Polizei seinem mutmaßlichen Opfer Tristane Banon gegenüber. Dabei soll er die junge Frau noch nicht einmal angesehen haben.

Der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat in einer direkten Gegenüberstellung wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung der Schriftstellerin Tristane Banon eine Entschuldigung verweigert. Die französischen Ermittlungsbehörden hatten die beiden zu einer Befragung geladen, um darauf aufbauend über die Aufnahme eines Verfahrens zu entscheidend. "Ich dachte, er würde sich entschuldigen. Er hat mich nicht einmal angesehen", sagte die 32-Jährige dem Fernsehsender TF1. Strauss-Kahn habe während der Befragung "Arroganz" und "Kälte" ausgestrahlt.

Nach der Gegenüberstellung, die rund zweieinhalb Stunden dauerte, verschwanden beide Beteiligten zunächst ohne Kommentar. Später sagte Strauss-Kahns Anwalt Henri Leclerc, der bei der Begegnung nicht dabei war, beide Seiten seien bei ihrer Schilderung geblieben. Auf die Frage, ob sein Mandant möglicherweise Reue gezeigt habe, antwortete Leclerc: „Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen.“ Banon gab zunächst keinen Kommentar ab, die Autorin wollte sich aber in den Hauptabendnachrichten im Fernsehen äußern.

Banon hatte die Begegnung gefordert

Banon beschuldigt „DSK“, 2003 bei einem Interview über sie hergefallen zu sein „wie ein brünftiger Schimpanse“. Der frühere IWF-Chef wies die Schilderung zurück und erstattete Anzeige gegen Banon wegen Verleumdung. Bei einer Vernehmung vor gut zwei Wochen gab der 62-Jährige nach Angaben der Ermittler eine „Annäherung“ zu, allerdings ohne Gewaltanwendung.

Banon hatte die Begegnung mit Strauss-Kahn gefordert. „Ich möchte, dass er mir gegenübersteht und mir ins Gesicht sagt, dass das erfundene Taten sind“, sagte die Autorin vergangene Woche. Am Rande einer Sympathiekundgebung gestand sie am Wochenende, dass sie Angst vor der Gegenüberstellung habe: „Natürlich werde ich in der Nacht davor nicht schlafen.“ Strauss-Kahn hatte der jungen Frau in seinem ersten Fernsehinterview vor zehn Tagen vorgeworfen, eine „eingebildete Version“ der Ereignisse geliefert zu haben.

Strafverfahren in den USA eingestellt

Die Polizei, die vor der Gegenüberstellung bereits mehr als zwanzig Zeugen befragte, muss nun die Ergebnisse ihrer Vorermittlungen in einem Bericht zusammenfassen. Die Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob ein formelles Ermittlungsverfahren aufgenommen oder ob der Fall zu den Akten gelegt wird. Falls es dazu kommen sollte, kündigte Banon bereits ein Zivilverfahren an.

In den USA stellte die Justiz Ende August ein Strafverfahren gegen den früheren Hoffnungsträger der französischen Sozialisten wegen versuchter Vergewaltigung ein, da es Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Klägerin, eines Zimmermädchens, gab. Das Zivilverfahren läuft allerdings noch. Strauss-Kahn hatte wegen der Affäre im Mai als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurücktreten müssen. (dapd/afp)