Frankfurt/Main. . Die Börsen haben weltweit positiv auf das zweite Rettungspaket für Griechenland reagiert. Der deutsche Aktienindex verzeichnete am Freitag ein Plus. Auch die Kurse der Banken stiegen. Die Deutsche Bank trifft die Beteiligung am Rettungspaket laut Ackermann hart.
Die Einigung der Euro-Staaten auf ein zweites Rettungspaket für das hochverschuldete Griechenland ist an den Finanzmärkten auf ein positives Echo gestoßen. Der deutsche Aktienindex (Dax) öffnete am Freitag an der Frankfurter Börse mit einem leichten Plus von 0,25 Prozent bei einem Wert von 7308 Punkten und arbeitete sich zunächst weiter nach oben. Der französische Leitindex CAC 40 kletterte zum Börsenstart in Paris um 0,95 Prozent, die Londoner Börse öffnete mit 0,66 Prozent im Plus. Deutlicher fiel die Erleichterung im hoch verschuldeten Italien aus: Die Börse in Mailand legte zum Handelsstart um 1,3 Prozent zu. Der Euro kletterte derweil deutlich auf 1,44 Dollar.
Griechische Aktien steigen nach Brüsseler Einigung
Nach der Einigung auf ein zweites Hilfspaket für Griechenland haben die Aktien an der Börse in Athen fester notiert. Kurz nach Handelseröffnung am Freitag stieg der maßgebliche Aktienindex um 0,4 Prozent. Die griechische Zeitung „Ta Nea“ begrüßte die Brüsseler Einigung vom Donnerstagabend. Die liberale „Eleftherotypia“ schrieb hingegen, die Vereinbarung bedeute, dass „Kredithaie die Menschen 30 Jahre lang bluten“ ließen.
Auch die Börsen außerhalb Europas reagierten positiv auf die Einigung in Brüssel. Der Handel in Tokio schloss mit einem Plus von 1,22 Prozent, Sydney mit einem Plus von 1,09 Prozent und der Handel in Seoul endete mit 1,11 Prozent im Plus.
Deutsche Bank laut Ackermann hart getroffen
Am späten Donnerstagabend hatten sich die Euro-Staaten auf ein zweites Rettungspaket für Griechenland in Höhe von knapp 159 Milliarden Euro geeinigt. Der Privatsektor soll sich daran mit 49,6 Milliarden Euro beteiligen. „Das trifft uns hart. Das sind Abschreibungen von 21 Prozent, die wir auf die griechischen Positionen vornehmen“, sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. „Auf der anderen Seite waren wir uns bewusst, dass gerade in Deutschland es kaum möglich sein wird, das Paket durchs Parlament zu bringen, ohne dass der private Sektor sich engagiert.“
Trotz der bevorstehenden großen Abschreibungen legten am Freitag vor allem die Börsenkurse der Banken kräftig zu. Der Kurs der Commerzbank stieg zum Handelsstart um 2,5 Prozent, der Kurs der Deutschen Bank kletterte zunächst um 1,4 Prozent. Die größte italienische Bank Unicredit legte um fast zehn Prozent zu. Die französische Credit Agricole gewann über vier Prozent, BNP Paribas legte um mehr als drei Prozent zu.
Neues Griechenland-Rettungspaket verringert Druck auf Spanien
Der Druck der Investoren auf die spanischen Märkte hat nach der Einigung auf ein neues Hilfspaket für Griechenland nachgelassen. Nach tagelangen Verlusten legte die Madrider Börse nur 15 Minuten nach der Öffnung am Freitag um zwei Prozent zu. Am Donnerstag hatte sie angesichts der Nachrichten aus Brüssel bereits drei Prozent im Plus geschlossen.
Die Rendite für die wichtigen Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit sank vom Rekordwert von 6,3 Prozent in der Vorwoche auf 5,6 Prozent. Sie war zuletzt wegen der Sorge der Investoren um Spaniens aufgeblähtes Defizit und seine Arbeitslosenrate von 21 Prozent stark gestiegen.
Landesbanken-Verband nennt Hellas-Paket wichtigen Meilenstein
Die öffentlichen Banken in Deutschland haben das neue milliardenschwere Hilfspaket für Griechenland als wichtigen Meilenstein für die gesamte Euro-Zone gelobt. Die Staats- und Regierungschefs hätten Handlungsfähigkeit und Weitsicht bewiesen, erklärte Karl-Heinz Boos, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Öffentlicher Banken, zu dem auch die Landesbanken gehören. Die Banken hätten zu ihrer Zusage gestanden, sich aktiv an einer Lösung zu beteiligen, sagte er am Freitag.
Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder hatten am Vorabend ein mehr als 100 Milliarden Euro schweres Hilfspaket beschlossen, das erstmals auch einen Beitrag des Privatsektors dazu vorsieht. Nach EU-Angaben beteiligen sich Banken und Versicherer bis Mitte 2014 - mittels mehrerer Maßnahmen - unter dem Strich mit rund 50 Milliarden Euro.
Wirtschaftsweiser fordert größere Entschuldung Griechenlands
Der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, hält die vereinbarte Umschuldung griechischer Anleihen für nicht ausreichend. „Eine weitergehende Entschuldung um 50 Prozent wäre für Griechenland sicher besser gewesen“, sagte der Chef des Sachverständigenrats der „Rheinischen Post“.
Banken und Fonds werden zur Griechenland-Rettung bis 2019 „schätzungsweise 106 Milliarden Euro“ beitragen. So steht es in der Abschlusserklärung des Euro-Sondergipfels vom Donnerstag. Bis zum Jahr 2014 werde der Nettobeitrag der Privatwirtschaft bei 37 Milliarden Euro liegen, heißt es in dem Dokument.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger lobte die von den Euro-Staaten vereinbarte Senkung der Zinsen für Griechenland. „Das ist für mich der entscheidende Punkt: Wenn öffentliche und private Gläubiger Griechenland die Kredite für Zinsen von nur noch 3,5 Prozent geben, ist das ein großer Fortschritt“, sagte Bofinger der „Rheinischen Post“. Auch die Regelung, dass der Euro-Rettungsfonds notfalls griechische Anleihen am Markt aufkaufen kann, sei hilfreich.
Kritik übte auch Bofinger an der zu geringen Entschuldung des Landes. „Die Schuldenlast hätte um 50 Prozent reduziert werden müssen, damit das Land auf die Beine kommen und an die Kapitalmärkte zurückkehren kann“, sagte das Mitglied des Sachverständigenrats. (dapd/afp/rtr)