Berlin/Wien. . Hat ein in Österreich gefasster Islamist einen Anschlag auf den Reichstag geplant? Das behauptet eine österreichische Zeitung. Er habe am Flugsimulator geübt, hieß es. Die Bundesanwaltschaft hat indes keine Erkenntnisse über konkrete Anschlagspläne.
Ein in Österreich verhafteter Islamist soll laut einem Medienbericht angeblich einen Flugzeug-Angriff auf den Reichstag in Berlin geplant haben. Dies meldete die österreichische „Kronen-Zeitung“ am Samstag. Allerdings hat die Bundesanwaltschaft nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse über konkrete Anschlagspläne in Deutschland. Das Bundesinnenministerium wollte sich wegen laufender Ermittlungen nicht äußern.
Die Zeitung hatte gemeldet, der 25-jährige, zum Islam konvertierte Österreicher Thomas Al J. habe einen vollbesetzen Passagierjet in den Reichstag in Berlin steuern wollen. Der „Austro-Taliban“ habe dafür monatelang an einem Simulator trainiert. Bei einer Kommandoaktion sei der Mann am Mittwoch verhaftet worden. Auch drei Komplizen seien festgenommen, aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
„Keinerlei Anhaltspunkte für konkrete Vorbereitungen“
Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte auf dapd-Anfrage mit Blick auf die Festnahmen der österreichischen Gruppe: „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für konkrete Vorbereitungen eines Anschlags in Deutschland.“ Zwar laufe gegen die Gruppe auch in Deutschland ein eigenständiges Ermittlungsverfahren. Allerdings laute der Vorwurf „finanzielle Unterstützung des gewaltsamen Dschihad“, sagte der Sprecher.
In einem anderen Fall bestätigte der Sprecher darüber hinaus eine Festnahme: Auf Veranlassung deutscher Behörden sei ebenfalls in Österreich bereits am 31. Mai der 26-jährige mutmaßliche Islamist Yusuf O. aus Berlin gefasst worden. Dem Mann werde Mitgliedschaft in der ausländischen Terrorgruppe „Deutsche Taliban Mujahideen“ vorgeworfen. Das Auslieferungsverfahren laufe.
Zwischen beiden Fällen gebe es aber „keine strafrechtlich relevanten Zusammenhänge“, betonte der Behördensprecher. Weitere Details zu den Verdächtigen nannte er nicht.
Im Ausbildungslager in Pakistan
Die „Berliner Morgenpost“ hatte gemeldet, der Deutsch-Türke Yusuf O. sei im Frühjahr 2009 nach Pakistan gereist. Dort habe er sich im Grenzgebiet zu Afghanistan der DTM angeschlossen. Als „Ayyub al-Almani“ sei der Islamist in mehreren Propagandavideos aufgetreten. Im September 2009 habe er direkt mit Anschlägen in deutschen Großstädten gedroht. Der Mann soll dem Zeitungsbericht zufolge erst vor Kurzem aus einem terroristischen Ausbildungslager in Pakistan zurückgekehrt sein. Er habe über Österreich nach Deutschland einreisen wollen.
Die „Deutschen Taliban Mujahideen“, die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aktiv sind, verüben nach Darstellung der Bundesanwaltschaft Anschläge auf afghanische und pakistanische Truppen sowie auf die internationale NATO-Schutztruppe ISAF. Wegen der ISAF-Beteiligung der Bundeswehr sei auch Deutschland im Visier der DTM. Als prominentes Mitglied der DTM galt der im April 2010 getötete Eric Breininger. (dapd)