Essen. Der „Essener Taliban“ Abdullah H. war wohl Teil eines islamistisch-radikalen Netzwerkes aus dem Ruhrgebiet. Treffpunkt der Islamisten soll eine Moschee im Essener Norden gewesen sein. NRW bleibt Gefahrenraum.

Der „Essener Taliban“ Abdullah H. war offenbar kein Einzelkämpfer. Nach Informationen des WDR ist der Deutsch-Afghane, der laut einem Video der „Islamistischen Bewegung Usbekistan“ am 20. März im Gefecht mit US-Soldaten in Afghanistan umkam, Teil eines islamistisch-radikalen Netzwerkes aus dem Ruhrgebiet, das seit Jahren besteht.

Treffpunkt der radikalisierten Muslime ist danach eine Moschee im Essener Norden gewesen, ihr Initiator ein Vorbeter, der bis vor zwei Jahren in Essen aktiv war. Der WDR berichtet, dass Sicherheitsbehörden jetzt ermitteln, wie viele weitere Islamisten aus der Gruppe sich nach Afghanistan in den Kampf absetzten.

Mutmaßlicher Kopf der Gruppe betreute Patienten im Uniklinikum

Bei dem Vorbeter und Kopf der Gruppe handelt es sich wohl um den Palästinenser Ali R. Der Medizinstudent, der auch als religiöser Betreuer muslimischer Patienten im Essener Uni-Klinikum tätig war, geriet 2009 ins Visier der Sicherheitsbehörden, weil seine Aufenthaltserlaubnis abgelaufen war. Bei ihm fand man damals einen USB-Stick mit Anleitungen zum Bombenbauen und weitere Anschlagsplanungen. R., gegen den ein Jahr lang wegen der Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung ermittelt wurde, aber kein Tatverdacht erhärtet werden konnte, ist im März 2010 nach Gaza abgeschoben worden. Gegen Abdullah H. habe die Bundesanwaltschaft dagegen nie ermittelt, sagte ein Behörden-Sprecher der WAZ.

Das Ruhrgebiet gilt wie ganz NRW als Rekrutierungsgebiet für islamistische Gruppen. Angesichts der guten Verkehrsanbindung, der Größe des Landes und der Zahl der Moscheen sei die Region „als Raum geeignet“, heißt es beim nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz. Immer wieder reisen „Gefährder“ von hier nach Afghanistan oder Pakistan, um sich dort im Kampf ausbilden zu lassen.

Erst vor zwei Monaten waren Fahnder drei mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen in Bochum und Düsseldorf auf die Spur gekommen. Sie sitzen auf Antrag des Generalbundesanwalts in U-Haft. Ihnen wird vorgeworfen, die Explosion eines mit Nägeln und Eisenteilen gespickten Sprengsatzes in einer größeren Menschenmenge geplant zu haben.