Kairo. .

Für die Demonstranten sind sie alle Diebe und Betrüger – Hosni Mubarak, seine Familie und deren reiche politische Steigbügelhalter. Politische Macht schafft Reichtum, und Reichtum beschert politische Macht – jahrzehntelang funktionierten so die autokratisch-wirtschaftlichen Seilschaften des Regimes am Nil.

Nicht so sehr der 82-jährige frühere Staatschef, sondern seine Söhne Alaa und Gamal standen im Zentrum dieser lukrativen Netzwerke. Sie beide kanalisierten den Zugang zum Präsidentenpalast – und garantierten ihren Günstlingen so Steuerprivilegien, staatliches Land zu Spottpreisen für riesige Immobilienprojekte sowie billige Kredite bei den hörigen Staatsbanken.

Mit in der Riege der Absahner waren auch die meisten Minister und viele Abgeordnete, die ihr erschwindeltes Vermögen teilweise in Europa angelegt haben sollen. Das jedenfalls vermutet die Übergangsregierung in Kairo und wandte sich mit Hilfeersuchen an England, Frankreich und Deutschland. Parallel dazu leitete Ägyptens Justiz gegen frühere Kabinettsmitglieder Ermittlungen wegen Unterschlagung und Betrug ein.

Vermögen eingefroren

Am Freitagabend, wenige Stunden nach Mubaraks Sturz, hatte die Schweiz erklärt, man werde alles Eigentum des 82-Jährigen und seiner Günstlinge sicherstellen. Am Dienstag nahmen dann die EU-Finanzminister das Thema mit auf ihre Tagesordnung. Die Vermögen von Tunesiens Ex-Diktator Ben Ali, seiner Frau Leila Trabelsi sowie 46 Günstlingen hatte Brüssel bereits Anfang Februar eingefroren – und Ägypten wird wohl in Kürze folgen.

Wie reich die Mubaraks wirklich sind, weiß niemand. Gerüchte wollen wissen, der Clan habe bis zu 70 Milliarden Dollar beiseite geschafft. US-Quellen bewerten solche Angaben als weit übertrieben. Sie taxieren den Besitz der Familie eher auf zwei bis drei Milliarden Dollar.

Korruptionsverdacht

Wie ein Dokument bei Wikileaks belegt, hatte die Oppositionsgruppe „Kefaya“ 2006 in einem Weißbuch Korruptionspraktiken von Mubaraks Söhnen Alaa und Gamal, sowie Ehefrau Suzanna zusammengetragen, ohne aber Beweise zu liefern. „Jetzt werden wir alle Unterlagen durchforsten“, kündigte George Ishak von der „Koalition für Wandel“ an, die den Umsturz mitorganisiert hat. „Wir werden jeden unter die Lupe nehmen.“

Sohn Gamal gründete 1996 in London mit zwei Partnern eine Investment-Firma, die heute über eine Strohfirma auf Zypern in Ägypten am Öl- und Gasgeschäft, der Tourismusbranche und dem Agrarsektor beteiligt ist. Auch soll er enge Drähte zur größten ägyptischen Investmentbank EFG Hermes haben, die seit 2005 die meisten der lukrativen Privatisierungen ägyptischer Staatskonzerne bekam.

Wie schwer aber solche korrupten Selbstbereicherungen aufzudecken sind, lässt sich an der Villa in Londons Stadtteil Knightsbridge ablesen, in der Mubaraks Söhne ihr zweites Zuhause haben. Offiziell gehört das 16-Millionen-Dollar-Anwesen laut „New York Times“ einer Anwaltskanzlei auf den Panama-Inseln. Und diese erhält ihre Geschäftsbefehle von einer Firma in Muscat, Hauptstadt des Oman.