Kairo. . Der ägyptische Präsident Husni Mubarak soll ein Vermögen von rund 70 Milliarden Dollar angehäuft haben. Damit wäre er reicher als Microsoft-Gründer Bill Gates. Weltweit wird nun nach dem Vermögen gefahndet.

Weltweit wird jetzt nach dem Vermögen des zurückgetretenen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak gefahndet. Die Schweiz hat das im Land angelegte Vermögen Mubaraks und seines Clans eingefroren. Antikorruptionsexperten forderten auch andere Staaten dazu auf, dem Beispiel der Schweiz zu folgen. Sie gehen jedoch davon aus, dass es kaum möglich sein wird, alle Konten des Ägypters aufzuspüren. Sein Vermögen wird auf 70 Milliarden Dollar (knapp 52 Milliarden Euro) geschätzt - mehr als das von Microsoft-Gründer Bill Gates.

„Oh Mubarak, sag uns, wo Du die 70 Milliarden hast“, skandierten Demonstranten kurz vor dem Rücktritt des Staatschefs am Freitag. Korruption war Teil des Herrschaftssystems Mubaraks in Ägypten, wo fast die Hälfte der 80 Millionen Einwohner von weniger als zwei Dollar am Tag leben muss. Seilschaften, die mit dem Mubarak-Clan in Verbindung standen, schanzten sich gegenseitig Staatsaufträge zu, öffentliche Gelder flossen in private Taschen, und die Familie und die Anhänger des Präsidenten kassierten häufig mit. Das offizielle Gehalt Mubaraks war indes niedrig: Als Staatschef verdiente er lediglich 808 Dollar monatlich.

30 Jahre Mubarak

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak ist nach 30 Jahren an der Macht zurückgetreten. Foto: afp
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak ist nach 30 Jahren an der Macht zurückgetreten. Foto: afp © AFP
Mubarak bei einem Treffen mit dem tunesischen Präsident Zine el-Abidine Ben Ali im Jahr 2004. Foto: afp
Mubarak bei einem Treffen mit dem tunesischen Präsident Zine el-Abidine Ben Ali im Jahr 2004. Foto: afp © AFP
Mubarak mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu im ägyptischen Sharm El-Sheich im Mai 1997. Foto: Reuters
Mubarak mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu im ägyptischen Sharm El-Sheich im Mai 1997. Foto: Reuters © Reuters
Mubarak und das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi 1989. Foto: Reuters
Mubarak und das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi 1989. Foto: Reuters © Reuters
Mubarak begrüßt das Militär in Kairo im Jahr 1989. Foto: Reuters
Mubarak begrüßt das Militär in Kairo im Jahr 1989. Foto: Reuters © Reuters
US-Präsident Ronald Reagan und Hosni Mubarak sitzen 1988 im Oval Office. Foto: Reuters
US-Präsident Ronald Reagan und Hosni Mubarak sitzen 1988 im Oval Office. Foto: Reuters © Reuters
Und noch ein US-Präsident: Mubarak und George W. Bush schütteln sich 2001 die Hände. Foto: Reuters
Und noch ein US-Präsident: Mubarak und George W. Bush schütteln sich 2001 die Hände. Foto: Reuters © REUTERS
Mubarak mit seinem Vorgänger Anwar Sadat auf einer Militärparade im Jahr 1981. Auf dieser Veranstaltung fiel Sadat einem Attentat zum Opfer, Mubarak wurde kurz darauf Präsident. Foto: afp
Mubarak mit seinem Vorgänger Anwar Sadat auf einer Militärparade im Jahr 1981. Auf dieser Veranstaltung fiel Sadat einem Attentat zum Opfer, Mubarak wurde kurz darauf Präsident. Foto: afp © AFP
Schließlich: Muburak und Barack Obama im vergangenen Jahr im weißen Haus. Foto: Reuters
Schließlich: Muburak und Barack Obama im vergangenen Jahr im weißen Haus. Foto: Reuters © REUTERS
1999 treffen sich Mubarak und der amerikanische Präsident Bill Clinton. Foto: Reuters.
1999 treffen sich Mubarak und der amerikanische Präsident Bill Clinton. Foto: Reuters. © REUTERS
Mubarak mit Palästinenserpräsident Yassir Arafat und dem israelischen Premier Ehud Barak im Jahr 2000. Foto: Reuters
Mubarak mit Palästinenserpräsident Yassir Arafat und dem israelischen Premier Ehud Barak im Jahr 2000. Foto: Reuters © REUTERS
Mubarak und der italienische Premierminister Silvio Berlusconi im vergangenen Jahr in Rom. Foto: afp
Mubarak und der italienische Premierminister Silvio Berlusconi im vergangenen Jahr in Rom. Foto: afp © AFP
Papst Johannes Paul II. und Mubarak im Jahr 2000 in Kairo. Foto: afp
Papst Johannes Paul II. und Mubarak im Jahr 2000 in Kairo. Foto: afp © AFP
1992 trifft Mubarak Prinzessin Diana. Foto: afp
1992 trifft Mubarak Prinzessin Diana. Foto: afp © AFP
Der russische Präsident Dmitri Medwedew trifft Mubarak 2008 in Moskau. Foto: afp
Der russische Präsident Dmitri Medwedew trifft Mubarak 2008 in Moskau. Foto: afp © AFP
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„Größte Korruptionsaffäre seit den Pharaonen“

Sein Vermögen stammt nach Recherchen von Antikorruptionsexperten hauptsächlich aus Geschäften aus den 90er Jahren, bei denen Staatsunternehmen und Ländereien in großem Maße privatisiert wurden. Dabei griffen der Präsident, seine Familienangehörige und seine Anhänger zu. „Die Privatisierung war die größte Korruptionsaffäre in der Geschichte Ägyptens seit den Pharaonen“, sagte Ahmed Elsayed Elnaggar, Herausgeber der Fachzeitschrift Egypt“s Economic Report. Eine öffentliche Diskussion über das Gebaren der Elite des Landes gab es in Ägypten nicht.

Zum Teil arbeiteten Mubaraks Clan-Mitglieder selbst in Firmen, die ihnen Zugriff auf interessante Geschäfte ermöglichten. So war Mubaraks jüngerer Sohn Gamal zwischen 1996 und 2001 Direktor der Londoner Investment-Firma Medinvest Associates Ltd. und residierte in einem sechsstöckigen Haus im georgianischen Stil im Nobelstadtteil Knightsbridge. Gamal Mubarak stieg anschließend in der regierenden National Democratic Party in Kairo in höchste Ämter auf. In der vergangenen Woche wurde er vom Regime aus seinen Funktionen entfernt in der Hoffnung, damit Zeit zu gewinnen und die Erosion der Macht Mubaraks einzudämmen.

Mubarak soll Ägypten verlassen haben

In den vergangenen Tagen forderten immer mehr Bürgerrechtsgruppen und Anwälte, die oberste Staatsanwaltschaft solle Ermittlungen wegen Mubaraks Vermögen aufnehmen. Inwieweit es dazu tatsächlich kommt, hänge von der weiteren politischen Entwicklung im Land ab, sagt Eric Lewis, ein auf internationale Korruption spezialisierter Anwalt aus Washington, der bereits in Kenia und Pakistan gearbeitet hat. Immerhin seien die Konten einiger früherer Regierungsmitglieder eingefroren worden, auch hätten die neuen Machthaber Reiseverbote gegen sie verhängt. „In einem politischen Umbruch wie jetzt in Ägypten, wird immer der Ruf nach Transparenz laut. Am Ende sieht es jedoch meist anders aus, und die Transparenz wird weniger real als eher symbolisch umgesetzt“, so Lewis.

Der gestürzte ägyptische Präsident hat sich derweil nach Informationen der Online-Ausgabe des Magazins „Stern“ ins Ausland abgesetzt. Mubarak habe den Badeort Scharm-el-Scheich verlassen und sei mit einer Maschine der privaten Fluggesellschaft Air Arabia ins Emirat Schardscha am Persischen Golf geflogen. Dies sei bereits am Freitag geschehen, berichtete stern.de am Sonntagabend unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen.

Mubaraks Familie habe Ägypten bereits am Dienstag mit Ziel Schardscha verlassen. Auch der frühere Handels- und Industrieminister Raschid Mohamed Raschid sei in das Emirat ausgeflogen worden. Gegen ihn war laut stern.de bereits ein Ausreiseverbot verhängt worden. Air Arabija unterhalte eine normale Linienverbindung zwischen Schardscha und Scharm-el-Scheich, deshalb sei die Flucht nicht aufgefallen. Mubaraks Familie kam nach Informationen von stern.de in einem Palast von Herrscher Scheich Sultan bin Mohammed Al Kasim unter. (dapd)