Kairo. . Ägyptens Ex-Präsident Mubarak ist offenbar schwer krank. Er weigert sich aber, seine Medikamente zu nehmen. Mit Frau und Sohn hat er sich heillos zerstritten, und nun könnte er sogar die Kontrolle über sein Milliarden-Vermögen verlieren.
Der Gesundheitszustand von Hosni Mubarak hat sich offenbar rapide verschlechtert. Wie die Zeitung „Al-Masry al-Youm“ berichtete, fiel der 82-Jährige in den vergangenen Tagen mehrmals ins Koma und leidet unter schweren Depressionen. Der Ex-Präsident weigere sich, seine Medikamente einzunehmen, sich von Ärzten untersuchen zu lassen oder sich in ein Krankenhaus überweisen zu lassen – sei es im Inland oder im Ausland.
30 Jahre Mubarak
Nach Erkenntnissen des amerikanischen Geheimdienstes leidet Mubarak an Speicheldrüsenkrebs. Er ließ sich 2004 in München an den Bandscheiben operieren. Im März 2010 wurden ihm in Heidelberg Gallenblase und eine gutartige Darmgeschwulst entfernt. Dabei wurde offenbar auch der Krebs entdeckt.
Der amtierende Premierminister Ahmed Shafiq war am Wochenende Gerüchten entgegengetreten, Mubarak und seine Familie hätten sich nach Bahrain oder in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt. Nach seinen Worten hält sich der Ex-Präsident nach wie vor in seiner Residenz in Sharm al-Sheikh auf. Die Zeitung „Al-Masry al-Youm“ berichtete zudem, es sei zwischen Mubarak, seiner Frau Suzanne und seinem Sohn Gamal zu hitzigen Wortgefechten gekommen. Die Ehe der beiden gilt als zerrüttet. Mubarak hielt seiner Frau und seinem Sohn vor, seinen Sturz durch ihre falschen Ratschläge mit verursacht zu haben. „Du hast mich da reingeritten, du und deine Mutter“, soll der Ex-Präsident seinen Sohn angeherrscht haben. „Ihr habt meinen Platz in der Geschichte Ägyptens ruiniert“.
Zweimal in Ohnmacht gefallen
Nach Angaben aus Kreisen des Regimes war Mubarak bereits am Tag vor seinem Sturz zweimal in Ohnmacht gefallen. Aus diesem Grund hatte sich am Donnerstag offenbar seine angekündigte dritte Rede an die Nation um mehr als zwei Stunden verzögert. Eigentlich hatte Mubarak bereits zu diesem Zeitpunkt seinen Rücktritt verkünden sollen, so war es offenbar mit der Militärführung abgestimmt. Sohn Gamal aber soll in den dramatischen Stunden zuvor die Ansprache seines Vaters mehrfach umgeschrieben haben. Am Ende beschwor er ihn, nicht zurückzutreten, es lasse sich noch ein Ausweg aus dem Durcheinander finden. Und so machte sein Vater dann beim spätabendlichen Fernsehauftritt einen letzten verzweifelten Versuch, seinen Thron zu retten. Am Tag darauf ließ die Armee die Demonstranten dann erstmals zum Präsidentenpalast in Heliopolis und zum Fernsehgebäude an der Nil-Corniche vordringen. Dadurch erhöhte sie den Druck auf die Präsidentenfamilie so stark, dass Mubarak schließlich am Freitag endlich aufgab.
Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker plädierte am Montag dafür, Konten, die Mubarak in der EU hat, einzufrieren. EU-Außenpolitikchefin Catherine Ashton gab sich zurückhaltender. Darüber müsse zunächst Einigkeit herrschen in der EU. Ägyptens neue Führung habe nicht darum gebeten, Mubaraks Geld zu konfiszieren.
Langer Weg
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Ägypten Unterstützung beim Neuanfang zugesagt. Vor dem Land liege ein „langer Weg des Übergangs in eine neue Ära der Freiheit“, so Merkel. „Die Bundesregierung und die gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland können dabei ihre Hilfe anbieten.“ Das gelte für die Erarbeitung einer neuen Verfassung, den Aufbau politischer Parteien und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Wirtschaft. „Politik und Unternehmen aus Deutschland können auch bei der Bewältigung der ökonomischen Probleme Unterstützung leisten“, sagte Merkel. Grundvoraussetzung für die Unterstützung sei aber, dass die Ägypter sie wollten. „Auf keinen Fall wollen wir irgendetwas von außen aufdrängen.“