Kairo. . Ägyptens Ex-Präsident Mubarak ist offenbar schwer krank. Er weigert sich aber, seine Medikamente zu nehmen. Mit Frau und Sohn hat er sich heillos zerstritten, und nun könnte er sogar die Kontrolle über sein Milliarden-Vermögen verlieren.

Der Gesundheitszustand von Hosni Mubarak hat sich offenbar rapide verschlechtert. Wie die Zeitung „Al-Masry al-Youm“ berichtete, fiel der 82-Jährige in den vergangenen Tagen mehrmals ins Koma und leidet unter schweren Depressionen. Der Ex-Präsident weigere sich, seine Medikamente einzunehmen, sich von Ärzten untersuchen zu lassen oder sich in ein Krankenhaus überweisen zu lassen – sei es im Inland oder im Ausland.

30 Jahre Mubarak

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak ist nach 30 Jahren an der Macht zurückgetreten. Foto: afp
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak ist nach 30 Jahren an der Macht zurückgetreten. Foto: afp © AFP
Mubarak bei einem Treffen mit dem tunesischen Präsident Zine el-Abidine Ben Ali im Jahr 2004. Foto: afp
Mubarak bei einem Treffen mit dem tunesischen Präsident Zine el-Abidine Ben Ali im Jahr 2004. Foto: afp © AFP
Mubarak mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu im ägyptischen Sharm El-Sheich im Mai 1997. Foto: Reuters
Mubarak mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu im ägyptischen Sharm El-Sheich im Mai 1997. Foto: Reuters © Reuters
Mubarak und das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi 1989. Foto: Reuters
Mubarak und das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi 1989. Foto: Reuters © Reuters
Mubarak begrüßt das Militär in Kairo im Jahr 1989. Foto: Reuters
Mubarak begrüßt das Militär in Kairo im Jahr 1989. Foto: Reuters © Reuters
US-Präsident Ronald Reagan und Hosni Mubarak sitzen 1988 im Oval Office. Foto: Reuters
US-Präsident Ronald Reagan und Hosni Mubarak sitzen 1988 im Oval Office. Foto: Reuters © Reuters
Und noch ein US-Präsident: Mubarak und George W. Bush schütteln sich 2001 die Hände. Foto: Reuters
Und noch ein US-Präsident: Mubarak und George W. Bush schütteln sich 2001 die Hände. Foto: Reuters © REUTERS
Mubarak mit seinem Vorgänger Anwar Sadat auf einer Militärparade im Jahr 1981. Auf dieser Veranstaltung fiel Sadat einem Attentat zum Opfer, Mubarak wurde kurz darauf Präsident. Foto: afp
Mubarak mit seinem Vorgänger Anwar Sadat auf einer Militärparade im Jahr 1981. Auf dieser Veranstaltung fiel Sadat einem Attentat zum Opfer, Mubarak wurde kurz darauf Präsident. Foto: afp © AFP
Schließlich: Muburak und Barack Obama im vergangenen Jahr im weißen Haus. Foto: Reuters
Schließlich: Muburak und Barack Obama im vergangenen Jahr im weißen Haus. Foto: Reuters © REUTERS
1999 treffen sich Mubarak und der amerikanische Präsident Bill Clinton. Foto: Reuters.
1999 treffen sich Mubarak und der amerikanische Präsident Bill Clinton. Foto: Reuters. © REUTERS
Mubarak mit Palästinenserpräsident Yassir Arafat und dem israelischen Premier Ehud Barak im Jahr 2000. Foto: Reuters
Mubarak mit Palästinenserpräsident Yassir Arafat und dem israelischen Premier Ehud Barak im Jahr 2000. Foto: Reuters © REUTERS
Mubarak und der italienische Premierminister Silvio Berlusconi im vergangenen Jahr in Rom. Foto: afp
Mubarak und der italienische Premierminister Silvio Berlusconi im vergangenen Jahr in Rom. Foto: afp © AFP
Papst Johannes Paul II. und Mubarak im Jahr 2000 in Kairo. Foto: afp
Papst Johannes Paul II. und Mubarak im Jahr 2000 in Kairo. Foto: afp © AFP
1992 trifft Mubarak Prinzessin Diana. Foto: afp
1992 trifft Mubarak Prinzessin Diana. Foto: afp © AFP
Der russische Präsident Dmitri Medwedew trifft Mubarak 2008 in Moskau. Foto: afp
Der russische Präsident Dmitri Medwedew trifft Mubarak 2008 in Moskau. Foto: afp © AFP
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Nach Erkenntnissen des amerikanischen Geheimdienstes leidet Mubarak an Speicheldrüsenkrebs. Er ließ sich 2004 in München an den Bandscheiben operieren. Im März 2010 wurden ihm in Heidelberg Gallenblase und eine gutartige Darmgeschwulst entfernt. Dabei wurde offenbar auch der Krebs entdeckt.

Der amtierende Premierminister Ahmed Shafiq war am Wochenende Gerüchten entgegengetreten, Mubarak und seine Familie hätten sich nach Bahrain oder in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt. Nach seinen Worten hält sich der Ex-Präsident nach wie vor in seiner Residenz in Sharm al-Sheikh auf. Die Zeitung „Al-Masry al-Youm“ berichtete zudem, es sei zwischen Mubarak, seiner Frau Suzanne und seinem Sohn Gamal zu hitzigen Wortgefechten gekommen. Die Ehe der beiden gilt als zerrüttet. Mubarak hielt seiner Frau und seinem Sohn vor, seinen Sturz durch ihre falschen Ratschläge mit verursacht zu haben. „Du hast mich da reingeritten, du und deine Mutter“, soll der Ex-Präsident seinen Sohn angeherrscht haben. „Ihr habt meinen Platz in der Geschichte Ägyptens ruiniert“.

Zweimal in Ohnmacht gefallen

Nach Angaben aus Kreisen des Regimes war Mubarak bereits am Tag vor seinem Sturz zweimal in Ohnmacht gefallen. Aus diesem Grund hatte sich am Donnerstag offenbar seine angekündigte dritte Rede an die Nation um mehr als zwei Stunden verzögert. Eigentlich hatte Mubarak bereits zu diesem Zeitpunkt seinen Rücktritt verkünden sollen, so war es offenbar mit der Militärführung abgestimmt. Sohn Gamal aber soll in den dramatischen Stunden zuvor die Ansprache seines Vaters mehrfach umgeschrieben haben. Am Ende beschwor er ihn, nicht zurückzutreten, es lasse sich noch ein Ausweg aus dem Durcheinander finden. Und so machte sein Vater dann beim spätabendlichen Fernsehauftritt einen letzten verzweifelten Versuch, seinen Thron zu retten. Am Tag darauf ließ die Armee die Demonstranten dann erstmals zum Präsidentenpalast in Heliopolis und zum Fernsehgebäude an der Nil-Corniche vordringen. Dadurch erhöhte sie den Druck auf die Präsidentenfamilie so stark, dass Mubarak schließlich am Freitag endlich aufgab.

Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker plädierte am Montag dafür, Konten, die Mubarak in der EU hat, einzufrieren. EU-Außenpolitikchefin Catherine Ashton gab sich zurückhaltender. Darüber müsse zunächst Einigkeit herrschen in der EU. Ägyptens neue Führung habe nicht darum gebeten, Mubaraks Geld zu konfiszieren.

Langer Weg

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Ägypten Unterstützung beim Neuanfang zugesagt. Vor dem Land liege ein „langer Weg des Übergangs in eine neue Ära der Freiheit“, so Merkel. „Die Bundesregierung und die gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland können dabei ihre Hilfe anbieten.“ Das gelte für die Erarbeitung einer neuen Verfassung, den Aufbau politischer Parteien und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Wirtschaft. „Politik und Unternehmen aus Deutschland können auch bei der Bewältigung der ökonomischen Probleme Unterstützung leisten“, sagte Merkel. Grundvoraussetzung für die Unterstützung sei aber, dass die Ägypter sie wollten. „Auf keinen Fall wollen wir irgendetwas von außen aufdrängen.“