Sollte die AfD aus den zahlreichen Wahlkampf-Talkshows und TV-Debatten ausgeschlossen werden?
PRO von Patricia von Thien
„Weidel vergiftet die Debattenkultur“
Stänkern, Fakten verdrehen, Lügen verbreiten, und das zur Primetime – das kann einfach nicht sein. Alice Weidel vergiftet den Wahlkampf und unsere Debattenkultur. Die AfD sollte deshalb nicht in den zahlreichen TV-Debatten kurz vor der Bundestagswahl vertreten sein.
Klar, die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei. Rund 20 Prozent der Wähler wollen nach aktuellen Umfragen ihr Kreuz bei ihr setzen. Aber rechtfertigt diese Zahl allein, einer in Teilen gesichert rechtsextremen Partei immer wieder eine Plattform zu geben?
Viele argumentieren, dass sich die AfD mit ihren dünnen Argumenten selbst entzaubert. Das „Quadrell“ am Sonntagabend hat aber gezeigt, warum es besser wäre, sie nicht teilnehmen zu lassen. Merz, Habeck und Scholz arbeiteten sich an provokanten Aussagen von Weidel ab. Der Bundeskanzler warf der AfD-Spitzenkandidatin wütend vor, „heiße Luft“ zu produzieren. Es glich einer wilden Schulhofrangelei.
Solche Scheindebatten lenken von den wirklich wichtigen Themen ab – von denen es reichlich gibt. Die AfD soll natürlich die Chance bekommen, die Kernthemen ihres Wahlprogramms vorzustellen. Dann aber separat und nicht in einer ausufernden Diskussion mit den anderen Spitzenkandidaten.
Die Idee klingt verlockend: Einfach die AfD nicht mehr einladen, und schon bleibt uns das Gejammer von Alice Weidel und Tino Chrupalla über angebliche „Systemmedien“ erspart. Doch das wäre nicht nur undemokratisch, sondern auch strategisch dumm.
Denn eines muss klar sein: Wird die AfD ausgeschlossen, fühlen sich ihre Anhänger in ihren Verschwörungstheorien bestätigt. Und schwingen Weidel und Chrupalla zu Märtyrern auf. Statt ihnen diesen Opferbonus zu schenken, sollte man sie lieber reden lassen. Denn oft stolpern sie über ihre eigenen Widersprüche – ganz ohne fremde Hilfe.
Ja, es nervt, immer wieder die gleichen Parolen zu hören. Aber Demokratie ist kein Safe Space. Solange die AfD nicht verboten ist, gehört sie zur Debatte. Wer sie aussperrt, zeigt Schwäche – und treibt Wähler erst recht in ihre Arme.
Anstatt ihnen also Aufmerksamkeit als angebliche Opfer zu schenken, sollte man sie mit Fakten konfrontieren. Populismus verliert seine Kraft, wenn er mit der Realität kollidiert. Deshalb gilt: nicht ausladen, sondern entlarven. Alles andere wäre ein fataler Fehler.
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