Washington. Keine deutsche Partei ist beim Start des 47. Präsidenten so üppig vertreten wie die AfD. Auch umstrittene Abgeordnete wie Petr Bystron sind da.

Eiskalte Temperaturen in Washington, aber der Alternative für Deutschland wird bei dem Gedanken an die Übernahme der Amtsgeschäfte durch Donald Trump im Weißen Haus offensichtlich ganz warm ums Herz: Während SPD, CDU und Co. entweder gar nicht oder nur auf Sparflamme die Amtseinführung des 47. US-Präsidenten vor Ort verfolgen, nutzt die AfD das Ereignis, um quer durch die Parteigliederungen auf internationaler Bühne Kontakte zu knüpfen. 

So reisten neben AfD-Chef Tino Chrupalla und der Fraktionsvize Beatrix von Storch zu diesem Wochenende auch andere Politiker in die Vereinigten Staaten, um an ihrem Netzwerk zu arbeiten. 

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Unter ihnen die Bundestagsabgeordnete Christina Baum (68) aus Sachsen-Anhalt, die Hamburger Bezirkspolitikerin Peggy Heitmann (60) sowie der umstrittene Europa-Abgeordnete Petr Bystron (52), der von 2017 bis 2024 dem Deutschen Bundestag angehörte und sich seit Frühjahr 2024 dem Vorwurf der Bestechlichkeit und der Geldwäsche ausgesetzt sieht. Er soll als Gegenleistung für finanzielle Zuwendungen im Bundestag im Sinne Russlands agiert haben. 

Angereist für Trumps Amtseinführung: Die AfD-Politiker Peggy Heitmann (v.l.), Petr Bystron, Christina Baum.
Angereist für Trumps Amtseinführung: Die AfD-Politiker Peggy Heitmann (v.l.), Petr Bystron, Christina Baum. © Funke Mediengruppe | Wolfgang Kintscher

An Wochenende traf man sich zum Erinnerungsfoto vor dem bis dahin weitläufig abgesperrten US-Kapitol. Umständehalber, denn am Montag gibt es hier nicht viel zu sehen. Die Vereidigung Donald Trumps wird keine Veranstaltung unter freiem Himmel, sondern bleibt wetterbedingt in der Rotunde des Kapitols nur einem kleinen Kreis von Beobachtern zugänglich – wenn dies die AfD-Politiker denn enttäuscht haben sollte, dann lassen sie es sich nicht anmerken.

„Wir nutzen diese Tage zu politischen Gesprächen“, versichert Bystron, der eigenen Angaben zufolge bereits mit dem ehemaligen Trump-Berater Steve Bannon gesprochen hat und bis zur Abreise am Dienstag weitere Kontakte in die neue Regierung und die republikanische Partei knüpfen will. Die umstrittene Bundestagsabgeordnete Christina Baum bemüht sich derweil um ein Treffen mit dem designierten US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., ein Bruder im Geiste, wie sie mit Blick auf dessen Haltung zu Impfungen in der Corona-Pandemie signalisiert.

Umbau vor der Inauguration: Die Amtseinführung findet wegen der Witterung nun doch im Kapitol statt.
Umbau vor der Inauguration: Die Amtseinführung findet wegen der Witterung nun doch im Kapitol statt. © Funke Mediengruppe | Wolfgang Kintscher

Dass die eigenen politischen Kontakte in die USA ins Leere laufen, wo der AfD nach jetzigem Stand doch jede Regierungsbeteiligung in Deutschland versagt bleiben dürfte: eine Fehleinschätzung, glaubt Bystron mit einem Seitenhieb auf die Medien und verweist auf das Aufsehen, das die Wahlempfehlung des US-Milliardärs Elon Musk ausgelöst habe. Der hatte ungefragt eine Wahlempfehlung für die AfD abgegeben und deren Kanzler-Kandidatin Alice Weidel über seinen Kurznachrichtendienst X ein digitales Forum mit einem Millionen-Publikum geboten.

Vielerorts in US-Politkreisen gelte die AfD schon jetzt als ernstzunehmender Gesprächspartner, versichert Bystron: „Die AfD wirkt schon jetzt.“