Berlin. Der ukrainische Präsident entwirft ein Szenario, wie der Krieg beendet werden könnte. Welche Rolle Donald Trump darin spielt.
Wie könnte der Ukraine-Krieg beendet werden? In einem Podcast hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Denkmodell skizziert, das für beide Seiten bislang schier unmögliche Bedingungen beinhaltet. Schließlich ist eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für den Aggressor Russland seit jeher ein rotes Tuch. Andersherum waren Gebietsabtretungen für die Ukraine lange Zeit ein No-Go.
Beides verknüpft Selenskyj nun für ein mögliches Exit-Szenario. Die Idee: Eine sofortige Nato-Mitgliedschaft seines Landes im Tausch für die Aufgabe der von Russland besetzten Gebiete in der Ostukraine. „Unser Land wird dem jedoch nur zustimmen können, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind“, sagte Selenskyj in einem Gespräch mit dem US-Podcaster Lex Fridman.
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Ukraine: „Ohne Sicherheitsgarantien kommt Putin wieder“
„Rechtlich gesehen ergeht eine Einladung der Nato an die Ukraine, und wir erkennen nicht alle anderen ukrainischen Gebiete an, aber die Nato kann in dem Teil operieren, der unter ukrainischer Kontrolle steht – darauf kann man sich einigen“, beschrieb Selenskyj ein mögliches Szenario. Dies sei aber nur möglich, wenn die Ukraine einen diplomatischen Weg zur Beendigung des Krieges sehe, präzisierte er.
Um zu einem Frieden zu kommen, müsse die Ukraine neben der Nato-Mitgliedschaft als weitere Sicherheitsgarantie starke Waffenpakete von den USA und der EU erhalten. „Denn ohne Sicherheitsgarantien kommt (Kremlchef Wladimir) Putin wieder“, sagte Selenskyj. Und um einen möglichen Frieden oder einen Waffenstillstand weiter zu festigen, wären weitere Sanktionen gegen Russland nötig, um zu verhindern, dass Putin seine Kriegskasse weiter mit Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas fülle.
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Selenskyj sieht Trump in der Pflicht
Letzten Endes müsse der designierte US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten zu einem Waffenstillstand bewegen. Dann aber wären starke Sicherheitsgarantien nötig. „Denn ein Waffenstillstand ohne Garantien ist wie ein Freibrief für Putin“, warnte Selenskyj. Er sah Trump vor einer schwierigen Aufgabe. „Aber wartet nicht darauf, dass Putin von sich aus den Krieg beenden will.“
Lex Fridman ist ukrainisch-jüdischer Abstammung und wuchs noch zu Sowjetzeiten in Moskau auf, ehe seine Familie in den 1990er Jahren in die USA umsiedelte. Er ist Informatiker und Podcaster. Zu seinen Gästen gehörten unter anderem Trump, der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu und der argentinische Staatschef Javier Milei.
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