Berlin. Bis zu 2000 Opfer am Tag: Der Preis für russische Bodengewinne im Ukraine-Krieg ist horrend. Die Statistik – und was daraus folgt.
Die russischen Truppen kommen so schnell voran wie selten zuvor im Ukraine-Krieg. Sie üben massiv Druck aus und halten ihn aufrecht. Der britische Geheimdienst schätzt ihre Geländegewinne in den vergangenen drei Monaten auf 2356 Quadratkilometer.
Im matschigen Boden greifen die Soldaten oft auf Motorrädern oder zu Fuß an. Mit Einsetzen des Winters gefriert der Boden; er wird betonhart, was den Einsatz von Panzern begünstigt. Allerdings bezahlt Russland offenbar einen hohen Preis. Das US-Institute für the Study of War (ISW) spricht von „erheblichen Verlusten an Personal“.
- Der ukrainische Generalstab erklärte, dass die durchschnittlichen täglichen Verluste im November einen Höchststand erreicht hätten: 1523 Opfer pro Tag.
- Laut dem britischen Geheimdienst haben sie nur an einem einzigen Tag, am 28. November 2024, über 2000 Opfer erlitten, mehr als je zuvor in diesem Krieg.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 5 December 2024.
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) 5. Dezember 2024
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Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Vor allem werden selten Informationen über ukrainische Verluste bekannt; Zahlen werden selbst vor Partnern geheim gehalten. Für Militärexperten wie Markus Reisner sind die Angaben über russische Verluste freilich ein Indikator für die Intensität der Gefechte. Sie zeigten, „wie hoch der Druck gerade ist“, sagte der Oberst der österreichischen Armee dem Fernsehsender NTV.
Von Monat zu Monat steigen die Verluste
Im gesamten November 2024 erlitten die russischen Streitkräfte demnach schätzungsweise 45.690 Opfer. Es war der fünfte Monat in Folge, in dem die russischen Verluste gestiegen sind.
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Laut ISW sind die Russen jeden Tag fast 28 Quadratkilometer vorgerückt. Im November hätten sie insgesamt 839 Quadratkilometer in der Ukraine, aber auch in der Grenzregion Kursk eingenommen.
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Im September und Oktober hatten Putins Truppen schätzungsweise 1517 Quadratkilometer erobert und 80.110 Soldaten verloren. Insgesamt kommt ISW auf 125.800 Verluste binnen drei Monate – im Austausch für 2356 Quadratkilometer. Pro Quadratkilometer verlor Russland 53 Soldaten: gefallen, verwundet, gefangen, geflüchtet.
Strategie des Westens: Russland soll ausbluten
Die USA schätzten, dass Russland Monat für Monat 25.000 bis 30.000 Soldaten rekrutiert. Das bedeutet, dass sie ihre Verluste nicht mehr ausgleichen können. Demnach wird Kremlchef Wladimir Putin bald gezwungen sein, mehr Kämpfer für das Militär zu mobilisieren. Er kann zum Bespiel auf Nordkoreaner zurückgreifen.
Russen können entweder in Uniform dienen oder in der Wirtschaft arbeiten, nicht beides gleichzeitig. Das ISW analysiert, es sei unwahrscheinlich, dass der Kreml seinen Personalbedarf sowohl im Militär als auch in der russischen Binnenwirtschaft „in naher Zukunft ausreichend decken wird“ – nicht bei anhaltend intensiven Operationen wie derzeit in der Ukraine.
Zuletzt hatte US-Präsident Joe Biden der Ukraine weitere Waffenhilfen zugesagt, insbesondere Antipersonenminen. Die Strategie des Westens ist, die Ukraine so zu unterstützen, dass sie dem russischen Militär untragbare Verluste zufügt.
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