San Francisco. 10.000 nordkoreanische Soldaten entscheiden nicht den Ukraine-Krieg. Für Putins Waffenbrüder haben die USA eine drastische Prognose parat.

Auf die nordkoreanische Einmischung in den Ukraine-Krieg antwortet Wolodymyr Selenskyj mit einem Gegenzug: Mit einer politischen Charmeoffensive in Südkorea.

Im südkoreanischen Fernsehsender KBS warb der ukrainische Präsident für Waffenhilfe. Konkret bat er um Artillerie und Flugabwehr. „Wir werden über Waffen reden“, kündigte der Mann aus Kiew auf seinem Telegramkanal an.

Südkorea hält sich mit Rüstungslieferungen in Spannungsgebieten zurück. Nachdem bekannt wurde, dass Diktator Kim Jong-un Russland mit mindestens 10.000 Soldaten aktiv unterstützt, setzte in Seoul allerdings ein Umdenken ein.

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Südkoreaner protestieren gegen Nordkorea
Die Nachricht von Nordkoreas Einmischung in den Ukraine-Krieg hat Proteste in Südkorea ausgelöst. © DPA Images | Lee Jin-man

Sind 10.000 Soldaten kriegsentscheidend?

Tatsächlich wird erwogen, Beobachter und Geheimdienstexperten zu entsenden. Sie sollen zum einen die Taktiken der Nordkoreaner direkt an der Front analysieren, zum anderen bei Verhören helfen. Selenskyj spielte darauf an, als er dafür warb, die Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Länder zu verstärken.

Seine größte Sorge sind wohl kaum 10.000 Soldaten. Wer die Zahl in Relation zu den schätzungsweise eine Million Gefallenen auf beiden Seiten setzt – getötet, verwundet, gefangen genommen –, der erkennt unschwer, dass Kims Söldnertruppe wohl kaum kriegsentscheidend ist.

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Selenskyjs größte Sorge

Selenskyjs Verdacht ist vielmehr, dass die Nordkoreaner nur ein Versuchsballon sind und die Waffenbrüderschaft Schule machen könnte. Heute Nordkoreaner, morgen Iraner? Es droht eine weitere Internationalisierung des Konflikts.

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Vor dem UN-Sicherheitsrat tönte der US-Gesandte Robert Wood, sollten Kims Söldner einmarschieren, „werden sie mit Sicherheit in Leichensäcken zurückkehren.“ Was noch zu beweisen wäre, insbesondere der amerikanische Beitrag dazu.

Härte und Drill sind nicht alles

Streng genommen, weiß man nicht, wie viele Soldaten wo und wie eingesetzt werden. Möglich ist zum Beispiel, dass Putin sie in die Grenzregion Kursk schickt, um ureigenes russisches Staatsgebiet zu verteidigen.

Südkorea - Nordkorea schickt Soldaten nach Russland
Ein Satellitenbild von einem russischen Gelände, wo Tausende nordkoreanische Soldaten stationiert sein sollen. © DPA Images | Kim Jae-Hwan

Die Ukraine hatte Teile von Kursk eingenommen, um erstens ein Faustpfand für Friedensverhandlungen zu haben und zweitens die Russen zu zwingen, Truppen aus der Front in der Ukraine abzuziehen. Die USA legen es Putin als Schwäche aus, dass er sich von Kim abhängig macht. Aber es gibt auch eine andere Lesart: Die Entlastung aus Nordkorea hilft ihm, Kursk zu verteidigen, ohne an der eigentlichen Front Tempo zu verlieren.

Ohne Kriegserfahrung

Kampfstärke und Feuerkraft der nordkoreanischen Soldaten sind unbekannt. Der Koreakrieg liegt bald 75 Jahre zurück. So viel zu ihrer Erfahrung im Gefecht.

Niemand weiß, wie sie sich verhalten werden, wenn sie von Putin durch den Fleischwolf gedreht werden. Niemand weiß, wie sie aufgestellt sind. In der Staatenwelt führt Nordkorea ein Einsiedlerdasein, auch militärisch.

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Kims GAU: Massendeserteure

Moderne Kriegsführung verlangt mehr als Härte und Drill. Wie erfahren sind Kims Krieger im Umgang mit Distanzwaffen, Kamikaze-Drohnen, elektronische Kriegsführung, Nachtsicht- und Wärmeoptik? Wie hinderlich sind Sprachbarrieren, teils unterschiedliche Ausbildung und Ausrüstung? Wie hoch ist die Akzeptanz beim russischen Militär? Wie sieht die logistische Unterstützung aus? Niemand weiß, ob die Nordkoreaner eine Hilfe oder eine Last sind; auch nicht, wer nun am meisten profitieren wird, Russland von der Schützenhilfe oder Kim von der Kampferfahrung, die seine Soldaten im Krieg sammeln können.

Das sind nur einige offene Fragen. Der GAU für Kim aber wären Deserteure und Gefangene. Das wäre ein Imageschaden für den Alleinherrscher.

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