San Francisco. Ukraines Präsident Selenskyj will den Krieg gewinnen, der Republikaner Trump einen „Deal“ mit Putin. Über ein schwieriges Treffen.
Bei Donald Trump hat Wolodymyr Selenskyj einen schweren Stand. „Ich hoffe, dass die Beziehungen zwischen uns weiterhin gut bleiben“, sagte der ukrainische Präsident nach seinem Treffen mit dem Ex-Präsidenten am Freitag in New York. „Oh, ich verstehe“, erwiderte Trump, „zum Tangotanzen braucht es zwei.“
Das kann man getrost auch auf einen Mann beziehen, der nicht im Raum, aber in allen Köpfen war: Kremlchef Wladimir Putin. Trump hat zu ihm nach eigenen Worten „ein sehr gutes Verhältnis“. Falls er die Präsidentenwahl gewinnt, will er einen Deal vermitteln.
Deal? Das ist nicht Selenskyjs „Siegesplan“
Auf dem Ohr ist Selenskyj taub. Denn Deal heißt: geben und nehmen. Die Ukraine gibt, Russland nimmt. Das ist nichts Selenskyjs „Siegesplan“.
Immerhin beteuerte Trump, dass er „viel gelernt“ habe. „Er macht die Hölle durch, und sein Land ist durch die Hölle gegangen.“ Etwas Empathie hat er sich schon abgerungen.
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Trump gekränkt, Republikaner verärgert
Hinterher gaben seine Büchsenspanner zu verstehen, dass sein Standpunkt differenzierter sei, als es klinge: „Er würde einem nicht gleich am ersten Tag den Boden unter den Füßen wegziehen.“ Selenskyj kann hoffen, dass auch unter Trump die Militärhilfe für eine begrenze Zeit weitergeht.
Aber die Differenzen bleiben. Trump: „Ich habe meine eigenen Vorstellungen und der Präsident hat definitiv seine eigenen Vorstellungen.“ Er will einen Deal, einen „fairen“ Deal, wie er immer betont.
Einmischung im Wahlkampf?
Schon die Tatsache, dass sich überhaupt getroffen hätten, sei „ein sehr gutes Zeichen.“ Eine Absage war im Raum, denn der Man aus der Ukraine hatte im Vorfeld Trump gekränkt und es sich mit dessen Partei verscherzt.
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Die Republikaner sind aufgebracht. Sie nehmen Selenskyj zwei Handlungen übel. Zum einen hat er im Vorfeld seiner Visite in Amerika in einem Interview mit dem Magazin „New Yorker“ Trumps Vizekandidaten J.D. Vance als „zu radikal“ bezeichnet. Vance hatte der Ukraine nahegelegt, eine Art Diktatfrieden mit Kremlchef Wladimir Putin zu machen; also die Gebiete abzutreten, die Russland ohnehin schon erobert hat.
Mit den Demokraten hätte es Selenskyj leichter
Selenskyj schlug den Sack und meinte den Esel? So ist es jedenfalls beim republikanischen Präsidentschaftskandidaten angekommen, also: schlecht. Trump hatte im Wahlkampf in North Carolina bemerkt, „der Präsident der Ukraine ist in unserem Land. Er macht böse kleine Verleumdungen gegenüber Ihrem Lieblingspräsidenten.“ Er meinte natürlich sich selbst.
Unabhängig von der narzisstischen Kränkung und davon, dass Trump pflichtschuldig seinen Vize verteidigte, ist er tatsächlich auch nicht länger bereit, die Ukraine zu unterstützen. „Diese Städte sind weg, sie sind weg, und wir geben weiterhin Milliarden von Dollar an einen Mann, Selenskyj, der sich weigerte, einen Deal zu machen“, so Trump.
Die Toleranzschwelle ist bei den Republikanern niedrig
Zum anderen sind die Republikaner auch verärgert, weil Selenskyj mit führenden Demokraten eine Munitionsfabrik in Pennsylvania besuchte. Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, schimpfte, der Besuch sei „darauf ausgelegt, den Demokraten zu helfen“ und käme einer „Wahlbeeinflussung“ gleich.
Pennsylvania ist ein sogenannter Swing State; das Rennen ist so eng, dass jeder Stimme zählt. Jede kleinste Einmischung kann entscheidend sein. Die politische Toleranzschwelle gegenüber Selenskyj war niedrig: Nicht jetzt, nicht dort.
Die Republikaner haben eine Untersuchung angekündigt und schon zuvor die Ukraine aufgefordert, ihre Botschafterin aus Washington abzuziehen. Selenskyj hat in ihren Reihen Sympathien verspielt. War er zu forsch? Wäre es vergebliche Mühe gewesen, um Trump zu buhlen?
Biden gibt noch einmal alles
Sein USA-Besuch hat zu einer Klärung geführt. Selenskyj kann nur hoffen, dass deren Kandidatin Kamala Harris die US-Wahl gewinnt. Die bisherige Vizepräsidentin unter Joe Biden bietet ein Höchstmaß an Kontinuität: an Beistand im Ukraine-Krieg.
Nur Biden und Harris haben ein Ohr für seinen „Siegesplan“. Der amtierende Präsident brachte ein Militärpaket im Wert von rund acht Milliarden US-Dollar auf den Weg, einschließlich Gleitbomben, Patriot-Raketen und der Ausbildung von Piloten im Kampfjet F-16.
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Offen ist, ob Biden der Ukraine erlaubt hat, Langstreckenwaffen auf russisches Territorium abzufeuern. Denkbar ist es, etwa in einer vertraulichen Protokollnotiz. Immerhin sagte Biden: „Lassen Sie mich eines klarstellen: Russland wird in einem Krieg nicht die Oberhand gewinnen … die Ukraine wird die Oberhand gewinnen.“
„Sie haben Hitler besiegt, sie haben Napoleon besiegt“
Zu Harris gelang es Selenskyj, ein enges Verhältnis aufzubauen. Das erkennt man daran, wie persönlich sie sich zum Ukraine-Krieg positioniert: „Fünf Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine traf ich mich mit Präsident Selenskyj, um ihn vor Russlands Invasionsplänen zu warnen. Ich half dabei, eine globale Reaktion – über 50 Länder – zu mobilisieren, um uns gegen Putins Aggression zu verteidigen“, sagte sie. „Und als Präsidentin werde ich der Ukraine und unseren NATO-Verbündeten fest zur Seite stehen.“ Eine Frau, ein Wort.
Trump hingegen glaubt keine Sekunde an einen „Siegesplan“. In dieser Woche bemerkte er über Russland, „Sie haben Hitler besiegt, sie haben Napoleon besiegt – das ist, was sie tun, sie kämpfen.“ Er war so taktvoll, es nicht vor Selenskyj zu wiederholen..
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