Bukarest. Bei Drohnenangriffen verletzt Russland immer wieder den Nato-Luftraum. Neun Mitgliedsstaaten dringen auf eine harte Reaktion: Abschuss.

Um zwei Uhr am Morgen taucht die Shahed-Drohne auf dem Radarschirm auf. Erst fliegt sie über internationales Gewässer im Schwarzen Meer, dann dringt das unbemannte Flugzeug in den rumänischen Luftraum ein. Sofort steigen zwei F-16-Kampfjets auf.

Die erst wenige Tage alte Episode ist kein Einzelfall. Immer wieder melden Nato-Länder russische Drohnen, allen voran Lettland und Rumänien.

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Anders als bei den Flugzeugen, die meist die Reaktionsfähigkeit der Nato testen sollen, spricht bei den Drohnen viel dafür, dass sie schlicht vom Kurs abgekommen sind. Oft stürzen sie am Ende ab. Sie werden jedenfalls nicht abgeschossen.

Wer riskiert den Konflikt mit Russland?

Die Rechtslage dazu ist in Rumänien widersprüchlich. Es ist innenpolitisch strittig, ob Abschüsse nach der rumänischen Verfassung erlaubt wären. Und eine ganz andere Frage ist, ob es politisch klug wäre, einen offenen Konflikt mit Russland zu riskieren.

Fakt ist: Jedes Mal wird der Luftraum verletzt, jeder Absturz birgt ein Risiko. Eine Drohne kann in ein Ackerfeld stürzen oder ein Haus treffen.

Gemeinsame Antwort der Nato

Eine russische Drohne abzuschießen, birgt ein Risiko der Eskalation. Ein solches Risiko nimmt kein Land gern allein auf sich auf. Jetzt haben neun östliche Mitgliedsstaaten eine gemeinsame Antwort der Nato auf die Aggressionen Moskaus angemahnt.

Der Blick auf die Landkarte verrät, warum gerade Rumänien und Lettland am meisten darauf dringen. Rumänien grenzt an die Ukraine, Lettland an Weißrussland. Es kommt immer wieder vor, dass russische Drohnen ungehindert durch Weißrussland bis nach Lettland gelangen.

„Notfalls“ Abschuss

Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind in Rumänien mehrmals Trümmer russischer Drohnen abgestürzt, teilweise schon weit von der Grenze zur Ukraine entfernt. Selbstredend hat Ukraine den Nachbar aufgefordert, die russischen Drohnen abzuschießen

Eine „robuste und koordinierte Antwort“ der Nato auf derartige Vorfälle sei notwendig, sagte der rumänische Verteidigungsminister Angel Tilvar nach dem Treffen mit den Verteidigungsministern von Bulgarien, Tschechien, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen und der Slowakei am später Mittwochabend in Bukarest.

Notwendig sei es zudem, die Fähigkeiten zum Aufspüren, zur Identifizierung und notfalls auch zum Abschuss niedrig und langsam fliegender Objekte zu erhöhen, erklärten die Minister. Die Nato hat schon oft die Vorfälle als „unverantwortlich und potenziell gefährlich“ kritisiert. Aber wird sie sich zu einer Abschuss-Praxis durchringen?

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